Nur aufschiebende Wirkung!

Ja, das Wetter ist unberechenbar. Umso schlimmer ist es, dass es sich immer auch auf unser Leben auswirkt.

Es kann aufs Gemüt schlagen, es kann durch die Begünstigung von Pollenflug Allergiker ärgern, und in so genannten Biowetter-Prognosen stehen so schöne Sätze wie: "Das Auf und Ab führt zu Ermüdungserscheinungen. Die Witterung fördert vorübergehend Durchblutung und Stoffwechsel ein wenig."

Klingt ein bisschen nach Horoskop, aber es gibt Menschen, die daran glauben, und so wird das Wetter wohl auch die genannten Auswirkungen haben. Weniger glaubensabhängig sind die Wettereffekte bei Ernten und damit auch bei den Preisen für Lebensmittel oder bei der Qualität eines Weinjahrgangs. Besonders glaubwürdig klingen Verweise auf eine ungünstige Witterung auch, wenn es darum geht zu begründen, warum Bauprojekte nicht planmäßig fertig werden.

Bei genauerem Hinsehen jedoch kommen Zweifel auf. Denn erstens gibt es angeblich wetterbedingte Verzögerungen in den allermeisten Fällen bei öffentlichen Bauprojekten. Dabei würde man doch erwarten, dass diese Effekte unabhängig vom Auftraggeber auftreten. Und zweitens wirkt das Wetter hier in fast allen Fällen nur in eine Richtung: Es verschiebt den Abschluss eines Projekts nach hinten. Dabei würde man doch annehmen, dass es mindestens genauso oft vorkommen müsste, dass Witterungsbedingungen zu einer Beschleunigung führen. Beispielsweise hätte der ausgefallene, vergangene Winter längerfristige Straßenprojekte und Ähnliches in der Region zumindest zwei Monate früher als geplant zu Ende gehen lassen müssen.

Hat er aber nicht - zumindest nicht in relevanter Zahl. Im Gegenteil, das erste Teilstück der B 50 neu vom Autobahnkreuz Wittlich Richtung Mosel wird wohl nicht wie geplant in diesem Monat fertig. Grund: Das Wetter! Da klingt eine vorübergehende Förderung des Stoffwechsels doch glaubwürdiger.

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