Susanna im Bade, Oper unter Wasser, Sherlock als Hamlet und Kate Bush auf der Überholspur

Trier · Nächste Runde im Krieg um die Wiener Burg: Nun fordert der geschasste Intendant Matthias Hartmann zwei Millionen Euro Entschädigung von seinem Ex-Arbeitgeber, wegen ausstehender Regiegagen und dem Gehalt bis 2019. Die Kündigung halten Hartmanns Anwälte für unwirksam, weil - oh wundersames Österreich - die notwendige Zustimmung von Bundeskanzler Werner Faymann gefehlt habe. Schön, dass man als Kollateral-Nutzen mal sieht, was die Chefs bestimmter Häuser so verdienen.

Von dem, was man in Wien dem Intendanten zahlt, unterhält ein Theater wie Trier schon mal locker eine ganze Sparte. Noch mehr Millionen kursieren allenfalls im Kunstsammler-Geschäft - eine Branche, die sich seit dem Fall Gurlitt steigender Aufmerksamkeit erfreut. Da liegt Wolfgang Herles mit seinem neuen Roman "Susanna im Bade" (erschienen im S. Fischer Verlag) genau richtig. Dreht er sich doch um einen manischen Sammler namens Hans Achberg - gleichermaßen Liebhaber von Kunst und schönen Frauen. Der Ex-aspekte-Chef schickt seinen Protagonisten mit dem Welt-Kunstzirkus über Biennalen, Expositionen und Auktionen.

Am Ende, wenn ihm das Wasser längst bis zum Hals steht, wird sogar ein Krimi draus. "Bis zum Hals im Wasser" - das wäre bei der morgigen Uraufführung der Oper "Die versunkene Stadt" in Düsseldorf maßlos untertrieben. Denn gesungen, gespielt und geschlagzeugt wird unter Wasser. Bläser und Cello dürfen im Trockenen bleiben, ebenso wie das Publikum, das am Beckenrand der historischen Münster-Therme sitzt. Initiatorin ist die Sängerin Claudia Herr, einst Leistungsschwimmerin und auch schon als "Supertalent" im öffentlichkeitswirksamen Unterwasser-Gesangseinsatz. Hoffen wir, dass keiner ihrer Mitstreiter ertrinkt.

Paula Modersohn-Becker hätte einen Hauch solchen Vermarktungstalentes gut gebrauchen können. In ihrem kurzen Leben (1876 bis 1907) malte die Frau aus der Künstlerkolonie Worpswede 740 Bilder - und verkaufte zu Lebzeiten genau drei. Heute sind ihre Werke zig Millionen wert, auch jene 120 Porträts, die seit Sonntag im Bremer Modersohn-Becker-Museum zu sehen sind. Als genialer Porträtist gilt auch der Schauspieler Benedict Cumberbatch - freilich mit den Mitteln des Mimen. Wie diese Woche bekannt wurde, wechselt der Leinwand-Star ("12 Years a Slave", "Sherlock") ab August auf die Bühne der Royal Shakespeare Company im Londoner Barbican.

Er gibt dort keinen Geringeren als Hamlet. "Sein oder Nichtsein" - diese Frage hat sich für Kate Bush erledigt. 35 Jahre nach dem epochalen Album "The Kick Inside" und ihrer bislang einzigen Tour kündigte die Frau mit der markant hohen Stimme auf ihrer Webseite eine Handvoll Konzerte an - und wurde vom weltweiten Interesse überrannt. Nun steht fest: Ab August gibt es 22 Konzerte im Londoner Hammersmith Apollo. Ohne Frage das Comeback des Jahres. Dieter Lintz

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