Mensch ... Dirk Niebel

Da hatte ich doch die leise Hoffnung, die letzte Bundestagswahl habe Sie schwungvoll in ein schwarzes Loch gespült und auf ewig dem gnädigen Vergessen anheim gegeben. So still waren Sie, dass ich schon vermutete, Sie hätten sich insgeheim eine neue Existenz als fliegender Teppichhändler aufgebaut.

 Dirk Niebel (FDP)

Dirk Niebel (FDP)

Foto: dpa/Archivfoto

Von wegen: Plopp, schon sind Sie wieder da. Wie der Maulwurf, der auch keine Ruhe gibt, bis er die saftigsten Brocken aus der Wiese herausgeholt hat. Jetzt grüßen Sie uns erfreut als hochbezahlter Rüstungs-Lobbyist des Rheinmetall-Konzerns.

Wahrhaft eine Karriere mit innerer Logik. Wer, so höre ich die Leser schon fragen, war denn nochmal dieser Herr Niebel? Also: Das war von den vielen erfolg- und nutzlosen Bundesministern der letzten Jahrzehnte einer der erfolg- und nutzlosesten. Nachdem er vergeblich dafür plädiert hatte, das Amt des Entwicklungshilfeministers abzuschaffen, übernahm er es konsequenterweise selbst. Er fiel allenfalls auf, wenn er wieder mal ein paar FDP-Spezis mit Posten in der Ministerialbürokratie versorgte. Oder wenn er einen privat gekauften Perser im Dienstflugzeug des Bundesnachrichtendienstes nach Deutschland schmuggelte. Oder wenn er eingeborene Politiker als böser Onkel mit Militärmütze und dunkler Sonnenbrille erschreckte.

Fühlen Sie sich gut getroffen, Herr Niebel? Dachte ich mir. Aber das muss für Sie jetzt auch eine große Erleichterung sein. Jahrelang waren Sie gezwungen, so zu tun, als würden Sie Entwicklungshilfe leisten, wenn Sie irgendwelchen armen Ländern lukrative Aufträge für die deutsche Industrie abnötigten. Jetzt ist die Sache einfach: Sie sorgen ganz offiziell als Cheflobbyist dafür, dass der Rheinmetall-Konzern so viele Leoparden, Marder, Wasserwerfer, Raketen, Tränengas-Granaten und Killer-Drohnen an arme Entwicklungsländer oder reiche Diktatoren verkauft wie möglich. Und kassieren dafür wahrscheinlich im Monat so viel wie als Minister im ganzen Jahr.

Sauber. Pofalla zur Bahn, Niebel in die Rüstung. Man fragt sich nur: Warum kaufen die Konzerne mit ihren Millionen ausgerechnet die größten Pfeifen aus der Politik? Dieter Lintz

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