Unterm Strich - Die Kulturwoche

Es gab diese Woche kein Entkommen vor Christian Grey und seiner Anastasia: Überall wurde die frisch in den Kinos gestartete Verfilmung des Erotik-Bestsellers "50 Shades of Grey" zum Filmhit des Jahres hochstilisiert. Ist der Hype berechtigt? Mal sehen … In den ersten drei Tagen hat die Sadomaso-Romanze weltweit 245,5 Millionen Dollar eingespielt.

Bei Produktionskosten von 40 Millionen Dollar kann sich das sehen lassen. Die Zuschauer sind offenbar in Scharen in die Kinosäle geströmt. Ob das so bleibt, ist fraglich. Die Kritiker waren wenig begeistert, "langweilig" und "harmlos" sei der Streifen, so ihr Urteil. Auch viele Kinobesucher sahen das so. Bei in den USA üblichen Befragungen gaben sie dem Film nur die Note "C+", also "3+". Wenn sich das herumspricht, wird sich so mancher wohl dreimal überlegen, ob er sich den Film wirklich antun will. Gerade im Moment sollte das aber kein Drama sein, schließlich werden Sonntagnacht die Oscars verliehen. Erfahrungsgemäß kommen dann die richtig guten, preisgekrönten Streifen auf den deutschen Markt. Massenhaft Alternativen zu "50 Shades of Grey"! Wer die umstrittene "Baal"-Inszenierung von Regisseur Frank Castorf am Münchner Residenztheater sehen will, der hat allerdings keine große Wahl mehr. Die Chance gibt es nämlich nur noch zweimal - am 28. Februar in München und beim Berliner Theatertreffen im Mai. Auf diesen Kompromiss haben sich der Suhrkamp Verlag und das Theater vor dem Münchner Landgericht geeinigt - nach sechseinhalb Stunden Verhandlung. Per Unterlassungserklärung hat sich das Theater verpflichtet, alle weiteren Aufführungen abzublasen. Der Grund: Als Vertreter der Erben von Bertolt Brecht, Autor des "Baal", hatte der Verlag protestiert, weil Castorf ohne Erlaubnis oder Absprache den Originaltext ergänzt und verändert hatte. Tja, so viel zu den Freiheiten eines Regisseurs … Protest gab es diese Woche auch in Prag - und zwar wegen leuchtender Ziegen. Geplant war eine große Party zum chinesischen Neujahrsfest am 19. Februar, das laut chinesischem Mondkalender auch das Jahr des Schafes eingeläutet hat. Oder das Jahr der Ziege - das chinesische Wort "Yang" bezeichnet beide Tierarten. Zum Straßenfest sollte es Drachenlaternen, Tänze und bunte Dekorationen geben, zum Schrecken einiger Denkmalschützer mitten in der Unesco-Weltkulturerbezone. "Vollkommen unstatthaft" fand das der Denkmalschutzchef Jiri Skalicky. Während seine Behörde sich um eine kultivierte Erscheinung des historischen Kerns bemühe, habe das Rathaus "leuchtende Ziegen wie in Shanghai" voreilig genehmigt. Genutzt hat der Protest nichts. Zum Abschluss noch eine Notiz aus der Kuriositätensammlung: Die berühmte Erzählung "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry gibt es jetzt auch auf Altpreußisch. Vier Jahre hat der Sprachverein Prusaspira in Elblag (Elbing) an dem Buch "Likuts Princis" gearbeitet. Die Sprache ist vom Aussterben bedroht, in Polen sprechen sie noch etwa zehn Menschen. Ein Kassenschlager wird\'s wohl nicht …cweb/dpa

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