Happy Birthday, MJ.

Dass ich älter werde, verraten mir meine stetig grauer werdenden Schläfen und meine arthrotischen Fußgelenke, die mir täglich die ersten Schritte am Morgen zur Qual machen. Aber Michael Jordans 50. Geburtstag verdeutlicht mir gnadenlos, wie rapide die Zeit vorangeschritten ist, und dass selbst mein damaliges Jugend-Idol, die Basketballlegende schlechthin, vor Falten und ein paar Kilos mehr auf den Rippen nicht gefeit ist.

Ich werde mir verkneifen, all seine Erfolge und Errungenschaften lieblos aufzulisten, dafür würde der Umfang der Kolumne auch nicht reichen. Ich habe meinem Bruder und eben MJ zu verdanken, dass ich mit 14 Jahren beim Basketball gelandet bin und dem Sport "elf Freunde" den Rücken gekehrt habe. Es waren auch die Live-Übertragungen der Chicago Bulls in den 90ern, die mich dazu veranlassten, spät in der Nacht im MJ-Trikot kaugummikauend vor dem Fernseher und am Folgetag verschlafen in der Schule zu sitzen. Würde ich heute als Lehrer ein Auge zudrücken, wenn ein Schüler nach einer NBA-Nacht krampfhaft versucht, im Unterricht die Augen aufzuhalten? Nein, denn MJ schnürt seine Stiefel nicht mehr und für die neue Generation lohnt es sich nicht, die Analyse der Leitmotive aus Fontanes Effi Briest zu verpassen. Mein bester Kumpel malte mir damals einen überdimensionalen "Jumpman", das Logo Jordans, an meine Zimmerwand, zur besonderen Freude meiner Mutter. Mitte der 90er Jahre lockte mich Jordan auch im Fanbus nach Bayreuth, wo er für ein Showspiel gebucht war. Für 25 Mark sicherte ich mir ein Ticket und ein Foto meines Idols, für ein Autogramm hatte es leider nicht gereicht. Mein Fanatismus schlug sich allgemein auf meine Finanzen aus: Das Taschengeld investierte ich regelmäßig in die neuesten Jordan-Schuhe, die schnell Kultstatus erreichten. Um günstiger an die begehrten Stiefel zu gelangen, versuchte man seine Kontakte zur Airbase in Bitburg zu nutzen, zumeist vergeblich. In meiner grenzenlosen Naivität verschickte ich sogar 15 $ bar in die USA, um Mitglied im Michael Jordan Fanclub zu werden. Auf die Bestätigung und das versprochene T-Shirt warte ich immer noch. Lieber MJ, behalte die 15 $ ruhig, dafür hast du mein Teenagerleben mit einer unvergesslichen Zeit und mit unbezahlbarer Inspiration bereichert. Danke dafür.

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