Adam, Eva und die Christbaumkugeln

Jedes Jahr zu Weihnachten geraten sich Tante Erika und Onkel Herbert ziemlich in die Haare. Tante Erika will am Weihnachtsbaum nur Strohsterne haben. Onkel Herbert besteht dagegen auf seinen Christbaumkugeln.

 Noch ein paar Tage, dann ist Weihnachten. Foto: Hendrik Schmidt/Archiv

Noch ein paar Tage, dann ist Weihnachten. Foto: Hendrik Schmidt/Archiv

Tante Erika findet Strohsterne viel schicker und moderner. Aber da lässt der sonst so friedliche Onkel Herbert überhaupt nicht mit sich reden.

"Wenn du weiter so stur bist, schmücke ich meinen eigenen Weihnachtsbaum", droht er und stellt energisch die Kiste mit den Christbaumkugeln auf den Tisch. "An den Weihnachtsbaum gehören Kugeln. Das ist schon seit Adam und Eva so."

Das ist allerdings übertrieben. Aber mit Adam und Eva haben die Kugeln am Weihnachtsbaum schon zu tun. Genau weiß bis heute ehrlich gesagt niemand, woher die Sitte mit dem Weihnachtsbaum stammt. Allerdings glauben viele Forscher, dass die ersten Weihnachtsbäume zu den Paradiesspielen gehörten, die im Mittelalter (der Zeit vor 1500 bis 500 Jahren) zu Weihnachten in den Kirchen aufgeführt wurden. Sie erinnerten an die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, wie sie in der Bibel beschrieben wird.

Am 24. Dezember wird in der Kirche nämlich nicht nur an die Geburt Jesus', sondern auch an die beiden ersten Menschen auf der Welt gedacht. Das Paradies, wo Adam und Eva lebten, war ein Garten mit Apfelbäumen. Die ersten Weihnachtsbäume sollten wahrscheinlich in den Paradiesspielen solche Bäume aus dem Paradies darstellen. Deshalb waren sie mit runden bunten Äpfeln behängt.

Später, als auch die Familien zu Hause Weihnachtsbäume aufstellten, kamen Blumen, Plätzchen und anderer Schmuck dazu, der selbst gebastelt wurde. Die ersten Christbaumkugeln wurden vor gut 150 Jahren hergestellt. Eine Legende erzählt, dass ein armer Glasbläser, der sich keine Äpfel für den Baum leisten konnte, auf die Idee kam, stattdessen Glaskugeln zu blasen. So nennt man es, wenn Kugeln oder andere Gegenstände aus Glas geformt werden.

Bis heute werden die feinsten Weihnachtskugeln von Glasbläsern über einer ganz heißen Gasflamme geblasen. Anschließend werden sie in Farbe getaucht und verziert. Von Anfang an waren silberne und goldene Kugeln besonders beliebt, weil sie so festlich sind und sich das Licht der Kerzen darin spiegelt. An die einstigen Äpfel vom Paradies denkt heute kaum noch jemand, wenn er die Kugeln am Baum sieht.

Eva-Maria Reuther

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