Entartete Musik, erboste Intendanten, entgleiste Musicals

Es war eine ganze Generation hochkarätiger Musiker, die vom Rassenwahn der Nazis verboten, aus dem Land getrieben oder gar ermordet wurde. Egal ob Klassik-Künstler, Jazzer oder Schlagerkomponisten. Den Anfang nahm die Barbarei mit der Schau "Entartete Musik" 1938 in Düsseldorf. Dorthin ist sie nun zurückgekehrt, als kritische Aufarbeitung unter dem Titel "Das verdächtige Saxophon".

 Blick in die Ausstellung „Das verdächtige Saxophon - "Entartete Musik" im NS-Staat“. Foto: Rolf Vennenbernd

Blick in die Ausstellung „Das verdächtige Saxophon - "Entartete Musik" im NS-Staat“. Foto: Rolf Vennenbernd

Die von dem Musikwissenschaftler Albrecht Dümling entwickelte Präsentation war seit 1989 in unterschiedlichen Versionen in Europa und Amerika zu sehen. Nun macht sie noch bis zum 23. Januar in der Düsseldorfer Tonhalle Station. Ab dem 27. Januar ist sie in Birkenfeld in der Göttenbach-Aula und ab 10. Februar auf dem Umwelt-Campus zu sehen.

In Leipzig hat der krawallige Abschied von Schauspiel-Intendant Sebastian Hartmann nun ein juristisches Nachspiel. Der im letzten Jahr ausgestiegene Theaterchef hat seinen Nachfolger Enrico Lübbe und den Leipziger OB Jung wegen Verleumdung angezeigt. Sie hatten ihm vorgeworfen, bei seinem Abschied ein Defizit von 400.000 Euro hinterlassen zu haben. Am Mittwoch bestätigte die Staatsanwaltschaft, sie habe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Im Berliner Friedrichstadtpalast herrscht dagegen eitel Sonnenschein. Die vor wenigen Jahren noch insolvenzbedrohte Showbühne meldete diese Woche Rekord-Zuschauerzahlen und eine Verdopplung des Umsatzes seit 2007. Im Jahr 2013 kamen mehr als eine halbe Million Besucher, vor allem für die aufwendige Produktion "Show me", mit der Intendant Bernd Schmitt die Abkehr von der "klassischen" Revue eingeleitet hatte. Der Altersschnitt des Publikums ist nach Auskunft des Hauses von 54 auf unter 38 Jahre gesunken.
Das klappt nicht überall. In New York meldet der Broadway das Aus für die teuerste Musical-Produktion aller Zeiten. Bei "Spider-Man" senkte sich am Sonntag der letzte Vorhang. 75 Millionen Euro soll die Show mit den monumentalen "special effects" gekostet haben - sie hätte sieben Jahre laufen müssen, um das Geld wieder einzuspielen. Doch nach zweieinhalb Jahren und unzähligen Pleiten, Pech und Pannen war mangels Publikumsinteresse Schluss.

Um Pech und Pleiten dürfte es auch bei einer Oper gehen, für die derzeit die Schlussproben im New Yorker Kulturhaus Bric laufen. Erzählt wird die tragische Geschichte des Pop-Duos Milli Vanilli, das in den Achtzigern weltweit gefeiert wurde - bis herauskam, dass die beiden Jungs nur im Playback auftraten. Der Aufstieg und Fall der Band sei eine "amerikanische Legende", teilten die Veranstalter mit. Dem Vernehmen nach sollen die Opern-Sänger aber tatsächlich live singen.

Ihre erste berufliche Live-Station war das Theater Trier: Judy Winter, die große Bühnen- und Bildschirmdarstellerin, startete ihre Karriere 1962 im Moseltal. Der Liebe wegen, denn die damals 18-Jährige konnte sich hier unauffällig mit ihrem wesentlich älteren Freund, dem Regisseur Peter Zadek treffen. Sie blieb nicht lange, und das war offensichtlich gut für ihre Karriere, die steil nach oben führte. Am Samstag wurde die Wahl-Berlinerin 70 Jahre alt.

Dieter Lintz

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