Abiball vor Basketball

Seit fast 25 Jahren bin ich dem Basketballsport jetzt schon treu, habe in der langen Zeit unzählige Spiele bestritten und noch mehr als Zuschauer beobachten dürfen. Selbstredend kam es zu Genüge vor, dass ich aus zeitlichen Gründen mal nicht vor Ort sein konnte.

Vor einigen Jahren hätte es mich dann noch schier innerlich zerrissen, wenn mir ein "Kracher" entging, aber mit zunehmendem Alter tangiert es mich dann doch eher weniger, dass meine Agenda an einem Wochenende mal kein TBB-Heimspiel vorsieht. So auch am vergangenen Sonntag, als das "Spiel des Jahres" gegen den FC Bayern München anstand. Doch obwohl um 19 Uhr die Abiturfeier unserer Schule in einem beschaulichen Moselweinort anstand, die mich dazu zwang, das Spiel vorzeitig verlassen zu müssen, schien es mir vor dem Spiel ein Leichtes, die Contenance zu wahren.

Meine Vorfreude auf den basketballerischen Leckerbissen war zwar deutlich zu spüren; die Erwartungen an den letzten Abend mit meinen Abiturienten stand dem aber in nichts nach. Die prallgefüllte Arena, das süddeutsche Star-Ensemble und gut aufgelegte Trierer ließen mich während des Spiels immer nervöser auf meine Uhr schauen. Aber als ich dann sieben Minuten vor Spielende und einer Acht-Punkte-Führung der Bayern gen Mittelmosel aufbrechen musste, schien meine innere Unruhe unbegründet, so dass ich mich mit halbwegs ruhigem Gewissen auf den Weg zur Abiturientia machte.

Da mich Kollege Feichtner per SMS über den Ausgang informieren wollte, griff ich dann doch wie ein verliebter Jüngling in freudiger Erwartung einer Liebesbotschaft ständig nach meinem Handy. "90:84 gewonnen. Als du weg warst, ging´s erst richtig los" - diese geschriebenen Worte ließen mich zusammenzucken, es fuhr mir durch Mark und Bein, eine unsägliche Flut von wilden Gedanken über die Schlussminuten schossen mir durch den Kopf, es war dahin mit meiner vermeintlichen Gelassenheit: Was hatte ich verpasst? Wie hat die TBB das Spiel drehen können? Wer war der Matchwinner? Wie hat Pesic reagiert? Die Arena muss einem Tollhaus geglichen haben…und ich war nicht dabei.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Abiturienten haben es doch tatsächlich geschafft, mich in kürzester Zeit mit ihrer liebevoll gestalteten Feier von meinem Basketball-Kopfkino zu befreien. Es war eine grandioser Abend - in zweifachem Sinne. Ich habe mich aber noch nie zuvor so sehr auf die Highlights des TBB-Sieges beim basketball-stream gefreut …Adieu Contenance.

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