Zwing und zwönge

Entstehen, Gelingen und Scheitern der Kolumne, liebe Eifel, hängen manchmal von einem einzigen Wort ab. Hier: Zwei lobenswerte Leser schicken Post, was ganz Unterschiedliches – und trotzdem wird's in ein Textlein gezwungen. Womit wir beim Thema sind – und beim Wort: Zwingen, zwöngen, zwangen, zwing, zwu, zwee (hatten wir schon mal, egal!).

Zuerst: Grammatik. Da heißt das Geschlecht Genus (mit einem "s"). Und dazu schreibt, genus(s)voll, Harald Biewer aus Bickendorf: "Als regelmäßiger Leser Ihrer Eifel-Einsichten und Muttersprachler in Sachen ,Basic Eifel German' möchte ich kurz auf den Sachverhalt kommen, dass das Eifeldeutsch die einzige Sprache ist, welche den Genus des Zahlwortes Zwei in drei Geschlechter unterteilt ... Bei uns heißt es zwing Jungen (männlich), zwu Frauen (weiblich) und zwee Kanna (sächlich, bzw. nicht genau festgelegt)."

Was ich daran besonders schön finde, ist das "nicht genau festgelegt". Weiter im Zitat: "Leider beherrscht das heute kaum noch jemand korrekt, so dass … in dem Zusammenhang wild durcheinandergewirbelt wird und oft sogar zwee Männer ankommen. Wobei es doch zwing sind. Geht Ihnen das auch so?" Herr Biewer: Wir zwing verstehen uns. Und danke! Wie auch, zwingend, an Clemens Lenz, Stadtkyller mit Dahlemer Wurzeln. Er schickt die Geschichte von Pitter, mit dem es zu Ende ging. Viele Verwandte und Nachbarn "standen und saßen im Sterbekämmerchen", schreibt Clemens. Pitter schaute sich um, blickte auf seine Frau und schickte sie alle heim, denn: "Ich un os Annekäth zwöngen et alleen." Sie zwingen, also schaffen, es allein ... Welche Tapferkeit! Wünscht man sich selber auch. Wenn man sich nicht immer so, ach, zwingen müsste ... Et jit net jerannt.

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