Optimismus hilft auch im Job weiter

Erfolg hängt im hohen Maße davon ab, ob Sie glauben, eine Situation beeinflussen zu können (wie der Optimist) oder ihr ausgeliefert zu sein (wie der Pessimist) – unabhängig davon, ob diese Erwartung auch zutrifft.

 TV-Kolumnist Martin Wehrle.

TV-Kolumnist Martin Wehrle.

Foto: privat

Es war laut, verdammt laut. Stimmen redeten durcheinander, Schreibmaschinen klapperten. Vor dieser Geräuschkulisse musste die erste Versuchsgruppe komplizierte Aufgaben lösen. Eine zweite Gruppe tat dasselbe, aber in einem ruhigen Raum. Natürlich schnitten die "Stillarbeiter" besser ab.
Nun zogen die Wissenschaftler David C. Glass und Jerome E. Singer eine dritte Gruppe hinzu. Sie musste die Aufgaben ebenfalls bei Lärm lösen, aber mit einer Option: Jeder Teilnehmer konnte auf Knopfdruck den Lärm ausschalten (was aber keiner tat).
Verblüffendes Resultat: Die dritte Gruppe löste die Aufgaben ebenso gut wie die echten Stillarbeiter.
Das schlimmste Störgeräusch war nicht der Lärm an sich: Es war die Annahme, ihn nicht abstellen zu können.
Erfolg hängt im hohen Maße davon ab, ob Sie glauben, eine Situation beeinflussen zu können (wie der Optimist) oder ihr ausgeliefert zu sein (wie der Pessimist) - unabhängig davon, ob diese Erwartung auch zutrifft.
Der US-Psychologe Martin Seligmann hat vielfach nachgewiesen: Optimisten sind gesünder, glücklicher und machen eher Karriere.
Wo Pessimisten schmollen, da wollen sie; wo Pessimisten resignieren, da probieren sie; wo Pessimisten runterreißen, da reißen sie mit.
Positives Denken zieht erfolgsdienliches Verhalten nach sich - etwa bei der Jobsuche, wenn der Optimist ein breites Netzwerk für sich einspannt (denn er hält sich für empfehlenswert), unermüdlich seine Unterlagen verschickt, Absagen sportlich nimmt und auch dann noch selbstbewusst ins Vorstellungsgespräch geht, wenn er schon Harz IV bezieht.
Dagegen werfen Pessimisten die Flinte zu schnell ins Korn. Seligmann attestiert ihnen eine "erlernte Hilflosigkeit". Sie verhalten sich wie ein Barsch im Aquarium, wenn man in der Mitte eine unsichtbare Glasscheibe zieht: Der Fisch stößt sich ein paar Mal den Kopf. Danach respektiert er die Grenze - auch dann, wenn man die Scheibe wieder entfernt.
Dagegen haben Optimisten den Mut, zu neuen Ufern aufzubrechen.

Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: "Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus", Econ, 14,99 Euro.

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