In Paris besuchen sie die Oper und gehen anschließend in ein Sternerestaurant. Doch als es ums Bezahlen geht, findet Nati sein Portemonnaie nicht mehr. Er glaubt, es in der Oper vergessen zu haben. Der französische Multimillionär Duclos, der neben ihnen am Tisch sitzt, hilft dem jungen Paar generös aus der Patsche. Doch warum tut er das? Jahre später, Nili und Nati sind mittlerweile eine Patchworkfamilie, ruft Duclos an. Er komme nach Israel und wolle die beiden gerne sehen. Die beiden fragen sich, warum. Und der Leser rätselt, was damals in Paris zwischen ihm und dem jungen Paar passiert ist.

Das ist die große Frage, auf deren überraschende Auflösung man bis zum Ende des Romans warten muss. Doch hauptsächlich geht es in der Geschichte darum, die Beziehung des Paares aufzudröseln. Probleme gibt es genügend: Eine Tochter ist bei einem Anfall fast gestorben, die Schwester von Nili benimmt sich merkwürdig, die Mutter ist an Alzheimer erkrankt. Außerdem hat Nili den Verdacht, dass Nati fremdgeht.

Das alles erzählt die Autorin in Rückblenden, springt dabei innerhalb der Abschnitte vom Jetzt ins Früher und wieder zurück. Eingeflochten werden Erinnerungen aus der Zeit der Parisreise und die Suche nach einem Jungen, der vermisst wird.

Ziemlich viele Probleme, die Hila Blum dem Leser da auftischt - und das nicht gerade in leicht verdaulichen Häppchen. So taucht man ein in das Familienleben von Nili und Nati, wo das Schöne neben dem Hässlichen liegt, wo Unsicherheit und Geborgenheit sich abwechseln. Von der Autorin stark und emotional geschrieben.

Hila Blum, Der Besuch, Berlin Verlag, 416 Seiten, 22,99 Euro.