Nur eine Flasche mehr

Die Deutschen haben im vergangenen Jahr pro Kopf eine Flasche Wein mehr getrunken als ein Jahr zuvor. Das hört sich zunächst nach wenig an, ist aber eine ganze Menge, wenn man diese eine Flasche mit der Bevölkerungszahl multipliziert. Bei 80 Millionen Deutschen kommt man so immerhin auf 56 Millionen Liter. Das ist fast so viel wie die Moselwinzer im vergangenen Herbst geerntet haben. Eine kleine Zahl wird zu einer großen, wenn man auf die Masse hochrechnet.

Ein anderes Beispiel: Jeder Chinese trinkt — statistisch gesehen — im Jahr etwa einen Liter Wein. Ein Liter macht aber bei 1,3 Milliarden Menschen, so viele leben in China, einen Gesamtkonsum von 13 Millionen Hektolitern. Diese Menge ernten die Moselwinzer zusammen in 15 Jahren - bei einem angenommenen Durchschnittsertrag von 850 000 Hektolitern. Im Land der Mitte ist für die Weinvermarkter noch viel zu holen.

Welches Land hat eigentlich den größten Pro-Kopf-Verbrauch an Wein? Die Antwort mag überraschen, vielleicht aber auch nicht: Mit 66 Litern liegt der Vatikan an der Spitze, deutlich vor Franzosen, Italienern (jeweils etwa 50 Liter) oder Deutschen (21,1 Liter).

Mengenmäßig spielt der Vatikan mit seinen 850 Einwohnern keine Rolle. Ein mittelgroßes Moselweingut würde - theoretisch - der Römischen Kurie als Alleinlieferant genügen.

Große Exportanstrengungen Richtung Kirchenstaat lohnen sich also nicht. Dafür sollten die Weinproduzenten die USA im Blick haben. Dort hat der Pro-Kopf-Weinkonsum seit 2000 von 7,5 auf 9,2 Liter zugenommen. Inzwischen hat die USA Frankreich als weltgrößter Weinkonsummarkt überholt. Rund 30 Millionen Hektoliter Wein trinken die Amerikaner. Das ist dreimal so viel wie eine durchschnittliche deutsche Weinernte.

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