Kleines Insekt macht Winzer still

Der große Parkplatz vor der Veranstaltungshalle überfüllt, Feuerwehrzufahrten vor Gebäuden in der Umgebung zugestellt: Was ein kleines Insekt (zwei bis 3, 5 Millimeter lang) alles bewirken kann!

Viele Besucher des Moselweinbautages in Bernkastel-Kues kamen wegen der Kirschessigfliege. Sie wollten wissen, ob es eine Eintagsfliege ist oder ob in Zukunft jährlich mit ihrem Erscheinen gerechnet werden muss. Keiner weiß es genau, weil der Herbst 2014 genauso wie die Ernte 2013 wegen der Witterung nicht mit normalen Maßstäben zu messen waren. Erst wenn es mal wieder ein normales Jahr gibt, können vielleicht Aussagen getroffen werden.

Fakt ist: Während die verwandte Essigfliege in erster Linie von faulenden und gärenden Früchten angezogen wird, greift die Drosophila suzuki, so der latenische Name, auch gesunde Früchte an. Nach bisherigen Erkenntnissen vor allem die roten Dornfelder- und Portugiesertrauben. Die Männchen sind nicht das Problem, doch die Weibchen haben einen scharfen gezähnten Eiablageapparat mit dem sie die Früchte aufritzen und ihre Eier ablegen.

Es war mucksmäuschenstill in der Halle, als ein Zoologe über Ursache und Wirkung sprach. Mir wurde dabei schlagartig klar: Manches wird im Laufe der Jahre für die Winzer zur Routine, doch mit unliebsamen Überraschungen müssen sie immer rechnen. Wer weiß, was ihnen der Klimawandel noch alles bringt.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Menschen, die nicht in einer Weinbauregion leben, ein falsches Bild von der Arbeit des Winzers haben. So nach dem Motto: Die Trauben wachsen doch von selbst. Die Wahrheit ist: Gerade wegen des Klimawandels dürfte die Arbeit immer aufwendiger werden. Auch das muss kommuniziert werden, um die an den Steilhängen geernteten Trauben mehr in Wert zu setzen.

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