Oi, oi, oi, ich trink erst emol en Woi

Die Fastnacht strebt mit den Umzügen ihrem ultimativen Höhepunkt zu. Die meisten Sitzungen sind gelaufen, auch die im Fernsehen. Ich beschränke mich mal auf die Hochburgen Mainz und Köln. Räumlich liegen sie etwa zwei Autostunden voneinander entfernt, wenn nicht gerade Stau ist. Das ist allerdings ziemlich oft der Fall.

Doch die Narretei im Saale unterscheidet sich fundamental zwischen den beiden Städten am Rhein. Bei den Jecken in Köln überwiegt der reine Nonsens, oft eine Aneinanderreihung von Witzen. In Mainz geht es auf der Bühne auch politisch und literarisch zu. Da muss der Narr im Saal manchmal auf jedes Wort achten, was im allgemeinen Getümmel gar nicht so einfach ist.

Eine kühne und wahrscheinlich närrische These von mir: Die Unterschiede haben mit den Getränken zu tun. In Köln steht Kölsch auf den Tischen, in Mainz ist es Woi (Wein), der sich zu Weck und Worscht gesellt. Glaubt man den Fernsehbildern, ist allerdings Mineralwasser das gefragteste Getränk. Und wenn ich etwas genauer hinblicke, muss ich meine eigene These auch schon wieder widerlegen. Denn bei den Stunk-Sitzungen in Köln, dem alternativen Karneval mit lustig verpackten aber oft ernsten und hintergründigen Themen, wird auch Kölsch statt Wein getrunken. Die Art Humor liebe ich, das obergärige Getränk dazu ist nicht so mein Fall.

Die Moselaner müssten es eigentlich mit den Mainzern halten. Doch auch hierzulande regieren Kölsche Partys und Kölsche Lieder. "Mer losse de Dom in Kölle" statt "Und da wackelt der Dom". Mich zieht es zum Mainzer Liedgut. Zum Beispiel dem der Gruppe Maledos. "Oi, oi, oi, oi. Jetzt trink ich erst emol en Woi. Und ist der Woi im Gläschen droi (drin), lass ich die Soie (Sorgen) Soie soi (sein)."

Helau und Alaaf!

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