Auslese: Welterbe endet nicht an Grenzen

Es war ein beeindruckender Augenblick, als ich vor einigen Jahren mit einer Reisegruppe des TV an der Moselquelle in den Vogesen stand. Als kleines Rinnsal läuft sie dort aus einem Rohr in ihr Bett. Spektakulär ist das nicht.

Aber als überzeugter Moselaner wollte ich eben einmal dort sein, wo der Fluss, den ich jeden Tag sehe, entspringt. Wer in Erdkunde aufgepasst hat, weiß, dass die Mosel mehr als 544 Kilometer durch Frankreich, Luxemburg und Deutschland fließt. 231 davon windet sie sich durch Deutschland.
Ich habe das damals in dem Reisebericht geschrieben: Die Mosel müsste die Anrainer einen. Leider hat die Vergangenheit zwischen Frankreich und Deutschland oft das Gegenteil bewiesen.
Zurück in die Gegenwart: Die Mosel soll Unesco-Welterbe werden. Seit Jahren gibt es diese Bestrebungen. Diese Woche wurden sie, wie wir berichtet haben, beim Moselkongress in Löf wieder hervorgehoben. Seit zwei Jahren besteht auch der Verein Welterbe Moseltal. Alles gut und schön: Aber offenbar hört die Mosel an den Grenzübergängen nach Luxemburg und Frankreich auf.
Denn es ist immer nur von Moseltal auf der deutschen Seite die Rede. Dem Verein gehören auch nur deutsche Mitglieder an. Kulturstaatssekretär Walter Schumacher hat in Löf die Überlegung ins Spiel gebracht, sich zusammen mit Frankreich und Luxemburg zu bewerben. Ich frage mich, warum das nicht von Anfang an gemacht worden ist.
Manche werden sagen, dass auch das Obere Mittelrheintal für sich allein Weltkulturerbe ist. Der Rhein ist aber auch etwa zweieinhalb Mal länger als die Mosel und an seinen Ufer von großen Städten und Industrieanlagen geprägt. Dagegen ist die Mosel fast überall eher romantisch.
Meine Meinung ist: Wer von Europa spricht, kann das Welterbe Mosel nicht an den Grenzen enden lassen.
c.beckmann@volksfreund.de

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