Ein Termin mit Erinnerungswert

Es gibt Termine, die ich schnell wieder vergesse, wenn ich ihren Inhalt geschrieben habe. Manchmal bleiben mir Vor-Ort-Begegnungen aber auch in Erinnerung. Am 1. März war eine solche.

Für die, die den Bericht nicht gelesen haben: In Reil protestierten Winzer gegen den geplanten Wegfall eines Bahnübergangs. Über diesen fahren sie zu ihren Weinbergen in der Toplage Mullay Hofberg, die sich in ihren extremen Hanglagen "historische Weinlandschaft" nennen darf. Ihnen gegenüber standen drei Mitarbeiter der zuständigen Abteilung der Bahn. Ihr Auftrag: Ein Teil der vielen kleinen Bahnübergänge in Deutschland soll verschwinden. Sicherheits- und Kostenaspekte werden dafür angegeben.

Ich kann natürlich nur diese Situation einschätzen. Ohne den Bahnleuten zu nahe treten zu wollen: Sie haben einen Auftrag und wollen/müssen ihn erfüllen. Nicht immer werden sie auf Widerstand stoßen, in Reil aber schon. Was ich nicht vergessen habe: Die Winzer brachten ihre Argumente sachlich an. Da habe ich auch schon anderes erlebt. Die Winzer vor Ort, darunter auch einige der jüngeren Generation, wissen aber genau, dass sie am kürzeren Hebel sitzen. Wie das Ergebnis ihrer diplomatischen Bemühungen ausfällt, ist noch nicht bekannt.

Noch eines bleibt mir in Erinnerung: Was an und mit den Reben an der Mosel passiert, ist vielen Menschen in der Republik egal oder nicht bewusst. Nur wer selbst einmal vor Ort war und sich die teilweise extrem steilen Hänge und die Kulturlandschaft als Gesamtwerk angeschaut hat, weiß das zu würdigen. Die meisten Leute kaufen ihren Wein beim Discounter. Wenn sie eine Flasche von der Mosel erwischen und der Inhalt gut ist, bleiben sie dabei. Den Wein aus Lagen wie dem Mullay Hofberg werden sie nie probieren und auch nicht wissen, welche Arbeit dahinter steckt.

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