Genügsam und großartig zugleich

Wenn Sie diese Zeilen lesen, hat das Jahr 2016 schon ein paar Stunden auf dem Buckel. Geschrieben habe ich die Auslese aber schon im alten Jahr. Was das mit Eiswein zu tun hat? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten mit etwas Fantasie aber doch.

Die Trauben, die extra hängen geblieben sind, werden erst 2016 geerntet, kommen aber als 2015er auf den Markt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, ist aber eher gering. In der Pfalz, dem zweitgrößten deutschen Weinanbaugebiet, ist die Lese der gefrorenen Trauben schon fast abmoderiert worden. Kein Wunder. Die warme Witterung im November und im Dezember hat viele Beeren faulen lassen. An der Mosel dürfte dies ähnlich sein.

Dieses Risiko gibt es in jedem Jahr, wird aber nur noch selten ausgeschaltet. Wenn sich das so fortsetzt, wird der Wein aus Trauben, die eine Weile bei mindestens sieben Grad minus durchgefroren sind, zur Rarität.

2015/2016: Soll ich nun zurückschauen oder vorwärtsblicken? Ersteres ist einfacher. Die Winzer haben im Herbst eine qualitativ hochwertige Ernte eingefahren. Es fehlte an manchen Stellen zwar etwas Feuchtigkeit, aber die Trauben waren gesund. Der Weinbauverband schätzt die Qualität als sehr gut ein. Freuen wir uns also auf das Frühjahr, wenn abgefüllt wird. In den Vorjahren mussten viele Trauben wegen der Witterung im Eiltempo von den Stöcken. 2015 war in der Hinsicht wieder ein normaler Jahrgang. Und weil auch nicht soviel davon in den Kellern liegt, dürfte der 2015er heiß begehrt sein.

Eines fasziniert mich immer wieder. In heißen Sommern wie 2015 lechzen Mensch, Tier und Natur nach Abkühlung und Flüssigkeit. Die meisten Reben, vor allem den tief wurzelnden Riesling, lässt das kalt. Wahnsinn, was solch eine genügsame Pflanze hervorbringt!

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