Im Meer oder unter der Erde

Landauf, landab raten Experten, Wein an einem dunklen, feuchten und kühlen Plätzchen zu lagern, wo die Flaschen liegen, nicht stehen. Wer jedoch in einer engen Mietswohnung nur einen Besenschrank, ein Stück Dachboden oder einen Vorratsschrank besitzt, schaut in Sachen Weinlagerung in die Röhre.

Zum Glück fördert der Konsum von Wein bisweilen die Kreativität. Bei manchen zumindest. Wagemutige Winzer denken groß und fangen klein an. Stefan Lang vom Weingut Lang aus Österreich zum Beispiel vergräbt Rotweinfässer unter der Erde getreu seinem Motto „Guter Wein braucht Lang“. Lang berichtet in einem Interview mit dem Onlinemagazin worlds of food, dass nach der Erdlagerung in zwei Metern Tiefe der Rotwein Struktur und Eleganz habe. Bereits in der Antike habe man diese Art der Reifung angewandt, was somit die älteste Art des Weinmachens sei. Lohnen tue sich dieser Aufwand allerdings nur bei besonders edlen Tropfen, die ein Jahr lang ohne Betreuung durch den Kellermeister überleben können. Ja, die Österreicher. Die haben schon originelle Ideen. Die Franzosen jedoch sind noch origineller. Langs Kollege aus Bordeaux, Bruno Lemoine, ließ Wein desselben Jahrgangs einmal im Meer und einmal an Land reifen. Sein Ergebnis: Der Meer-Wein sei weicher und komplexer. Um dieses Tröpfchen perfekt auszubauen, hatte Lemoine einem Austernzüchter ein Fässchen Rotwein anvertraut, der selbiges im Atlantik ankettete und versenkte. Sechs Monate habe der Wein in den Wellen geschaukelt, bevor er wieder herausgehievt wurde. So beschreibt es jedenfalls die österreichische (!) Tageszeitung „Der Standard“. Der Franzose will mit diesen Versuchen jedenfalls weitermachen. Der Österreicher mit seiner Methode auch. Vielleicht sollte man mal ein paar Fässer in der Mosel versenken ???

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