Viel mehr als nur lächeln

Viele Mädchen träumen davon: einmal im Leben Weinkönigin sein – zuerst im Heimatort, dann das Anbaugebiet repräsentieren, und vielleicht sogar zur Deutschen Weinkönigin gewählt werden.

Wem aber beim Wort Weinkönigin nur Dirndl, Krone, altbackene Weinsprüche, Lächeln und Winken einfällt, muss sich inzwischen eines Besseren belehren lassen. Auf die Weinköniginnen von heute, das gilt vor allem für die Repräsentantinnen eines Gebiets und des deutschen Weins, warten Businessdress, Seminare, Weinproben, Reisen und Marketingaufgaben. Und das Amt der Deutschen Weinkönigin ist ein internationaler Job mit bis zu 250 Auftritten von Hamburg bis Hongkong, von Stuttgart bis Shanghai.

Die Wahl zur Deutschen Weinkönigin - in diesem Jahr am Samstag, 24. September, in Mainz die Vorentscheidung und am Freitag, 30. September, ebenfalls in Mainz, das Finale mit großer Show - ist ein richtiges Medienspektakel. Eine junge Frau, die sich vor einem Millionenpublikum in Szene setzen kann, muss mehr als nur hübsch aussehen und lächeln können.

Die Wahl einer Weinkönigin kann sogar gesellschaftspolitische Dimensionen erreichen. Am Mittwochabend ist in Trier-Olewig deutschlandweit zum ersten Mal eine Frau zur Weinkönigin gekürt worden, die als Flüchtling hierherkam.
Die aramäische Christin Ni8norta Banho, die vor dreieinhalb Jahren vor dem Krieg aus ihrem Heimatland Syrien geflohen ist, wird nun ein Jahr lang Wein und Winzer der ältesten Stadt Deutschlands repräsentieren. Sie selbst wolle auch eine Botschafterin für die Integration sein, sagt sie. Und weiter: "Alle Flüchtlinge, die ich kenne, freuen sich für mich und über mein neues Amt." Ich schließe mich gerne an.
w.simon@volksfreund.de

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