Wein mit Bier, gönn ich das mir

Als ich noch klein war …Nein, keine Sorge, jetzt kommt keine rührige Kindsheitsgeschichte. Also: Als ich noch klein war, also vor mehr als dreißig oder so Jahren, mischte meine Tante im Mai gerne eine Bowle.

Mein Onkel brachte von irgendwoher frische duftende Waldmeisterkräuter mit. Darauf kippten die beiden eine Flasche Sekt, eine Flasche Wein und fertig war eine würzige aromatische Maibowle. Wer es nicht so alkoholisch mochte, verdünnte diese Komposition mit Wasser. Maibowle war stets einer der Mischgetränke-Höhepunkte des Jahres, abgesehen von der Bowle aus kleinen süßen saftigen Walderdbeeren im Sommer.

Weil heute aber jeder mit superbesonderen Mixgetränken auffallen will, sind die Kreationen weitaus ausgefallener geworden. Und Bowle, egal ob mit Mai oder ohne, lockt nur noch wenige Menschen hinter dem Ofen hervor. Kreative Hobby-Getränkologen mixen Jägermeister mit Kakao, Amaretto mit Apfelsaft oder Vodka mit Met. Ein Winzer aus Ernst an der Mosel (Name ist der Redaktion bekannt!) mischt sogar Wein mit Bier. Und das kam so: Nicht weit von Ernst entfernt, in Mendig, wird Bier gebraut. Eifelbier.

Das reizte den Winzer sehr. Also schlossen sich Brauer und Winzer zu einem Joint Venture zusammen, um ein ganz neues Getränk zu erfinden. Weizenbier mit Bananennoten trifft auf halbtrockenen Weißburgunder mit Zitrus- und Ananasnoten. Schüttet man den Trank ins Glas, schäumt's wie Bier, und schmeckt beim ersten Schluck auch so. Serviert wird Weinbier in einem Weinglas. Es sollte dekantiert werden (also: drei bis fünf Minuten ruhen lassen, bevor man trinkt), darauf besteht der Winzer.

Hmh. Am Sonntag ist der 1. Mai. Ich glaube, ich mache mir eine Maibowle und trinke ein Glas auf Onkel und Tante.

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