Zeit für einen Federweißen

Federweißen gibt es nur im Herbst. Unser Auto geht auf die Besonderheiten ein.

 Hans-Peter Linz

Hans-Peter Linz

Foto: Klaus Kimmling

In unserer modernen Welt sind wir doch alle sehr daran gewöhnt, Produkte jederzeit kaufen zu können. Ob Erdbeeren im Winter oder Mangos im Frühjahr: Gut sortierte Lebensmittelhändler halten vieles allzeit bereit. Letzten Endes verlieren solche Produkte damit auch einen Teil ihres Reizes, wenn sie immer verfügbar sind.

Beim Federweißen ist das aber nicht so. Denn dieses Getränk gibt es nur im Herbst, weil es viel zu verderblich ist und schwerlich konserviert werden kann. Man kann diesen jungen Wein noch nicht einmal in einer völlig abgeschlossenen Flasche transportieren, da er durch die Gärung ständig Kohlensäure abgibt. Das hängt damit zusammen, dass der Federweißer noch kein fertiger Wein ist, sondern Traubenmost, dessen alkoholische Gärung gerade begonnen hat und der noch nicht gefiltert ist. Insofern kann man auch nicht den Geschmack einer bestimmten Sorte von Federweißem beschreiben, denn der verändert sich durch die fortlaufende Gärung ständig.

Federweißer, in manchen Regionen auch Rauscher, Sauser oder Brauser genannt, schmeckt im Laufe seines Reifeprozesses am Anfang sehr süß und später säuerlicher. Wenn man ihn kauft, am besten direkt beim Winzer, dann sollte man ihn gleich zu Beginn probieren. Ist er noch zu süß, lässt man ihm noch ein paar Tage. Stimmt der Geschmack, kommt er in den Kühlschrank, denn die niedrige Temperatur bremst den Gärvorgang etwas. Und dann sollte man rasch ein paar Freunde einladen, Zwiebelkuchen backen, und gemeinsam einen schönen Abend verbringen und sich danach aufs nächste Jahr freuen. Denn Federweißer, wie gesagt, gibt es nur im Herbst. Zum Wohl!

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