In der Box statt in der Flasche

"Ist mir egal, was es ist, Hauptsache, es schmeckt!", sagte mein Sohn einmal, als er eines Mittagessens Zucchini auf seine Gabel spießte, die er bis dato eigentlich nicht mochte, und schluckte sie herunter. Keine schlechte Philosophie.

Denn wer nicht weiß, welcher Wein in in seinem Glas ist, trinkt und beurteilt ihn meist unvoreingenommen. Das erinnert mich an einen lauschigen Abend mit Freunden und Flammkuchen. Neben Sekt und Riesling hatten wir einen Rotwein aus den Corbières in einer sogenannten Bag in Box, kurz Bib genannt, jenseits des Tisches stehen - das ist ein Pappkarton, in der sich ein mit Wein gefüllter Plastikschlauch befindet.

Zu Beginn des Abends war die Drei-Liter-Bib prall gefüllt, am Ende tröpfelten die Reste noch in eine halbe Karaffe. Alle waren von diesem Rotwein begeistert, nicht wenige erstaunt, dass es sich um Wein aus einer Box handelte. Damit hatten sie nicht gerechnet. Denn in Deutschland gehören Weine in die Flasche und nicht in einen Pappkarton. Sacre bleu! (Zum Donnerwetter!) Nun ja. Bibs sind auch für Leute gemacht, die Wein trinken und nicht sammeln. Wie für die Franzosen, die Neuseeländer, Australier, Briten, Skandinavier und US-Amerikaner. Bei denen sind diese Schläuche nämlich sehr beliebt - Tendenz steigend. Neben geringem Verpackungsmaterial und einer daraus resultierenden guten Ökobilanz gibt es weitere Vorteile: Die Winzer füllen ihre Weine in Drei-, Fünf- oder Zehn-Liter-Beutel.

Nach dem Öffnen bleiben die Tropfen bis zu sechs Wochen lang ohne Kühlung frisch - ohne Qualitätsverlust. Warum sich die Deutschen damit schwertun, ist reine Kopfsache. Denn Weine in Bag-in-Boxes sind genausowenig grundsätzlich schlecht, wie Weine in Flaschen grundsätzlich gut sind.

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