Die Mosel kann auch trocken

Mein Kollege Clemens Beckmann hat sich vor zwei Wochen an dieser Stelle mit den neu erschienen Weinführern Gault Millau und Eichelmann beschäftigt. Was inzwischen kaum einen Kenner der Weinszene überrascht: Die Mosel hat mal wieder am besten abgeschnitten. Allerdings hat mich ein im Eichelmann geäußerter Gedanke, den Kollege Beckmann zitiert hat, etwas irritiert.

Der Eichelmann wirft die Frage auf: "Sollte die Mosel überhaupt für trockene Rieslinge stehen oder sollte die Mosel sich nicht besser auf ihre klassischen Stärken konzentrieren, also auf restsüße Weine, auf Kabinett, Spätlese und Auslese?"

Der Eichelmann hat insofern recht, dass es fast ausschließlich die feinen edelsüßen Rieslinge von der Mosel sind, die die höchsten Preise einheimsen. Bei den trockenen mit Höchstpunkten bewerteten Spitzenweinen dominieren andere Anbaugebiete - die Pfalz, Rheinhessen, Franken und auch Baden.

Aber: Das Marktsegment der trockenen Rieslinge an der Mosel zu vernachlässigen, wäre aus meiner Sicht fahrlässig. Denn: Die Mosel kann auch trocken - halbtrocken und feinherb sowieso. Vielen Winzern fehlt allerdings der Mut, die besten Rieslingtrauben trocken "auszubauen". Und es gibt, besser gesagt, es gab ein Problem: Weil der Riesling von Natur aus viel Säure mitbringt, besteht die Gefahr, dass trockene Rieslinge als sauer empfunden werden. Doch "unreife" Jahrgänge sind infolge der Klimaveränderung längst passé.

Warum also den interessanten Markt der trockenen Spitzen-Rieslinge anderen Anbaugebieten überlassen?

Mein Wunsch: In den großen Weinführern und bei bedeutenden Weinwettbewerben sollten neben den edelsüßen Rieslingen auch trockene Rieslinge von der Mosel Spitzenplätze einnehmen.

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