Genuss Korrespondierende Weine

Gemeinsam im Freundeskreis zu kochen, ist inzwischen Kult geworden. Selbstverständlich will der Gastgeber dabei nichts dem Zufall überlassen. Und deshalb wird er schon lange im Vorfeld die korrespondierenden Weine zum Menü heraussuchen.

Der Anfang ist einfach. Eine Runde Winzersekt öffnet die Geschmackspapillen und sorgt dafür, dass Appetit aufkommt.

Aber danach wird es auch schon schwierig. Schon allein die Grundsatzfrage ist nicht leicht zu beantworten: Soll man Weine aus der Region, aus der auch die Gerichte stammen, verwenden? Oder aber mal gegen den Strich Weine aus ganz anderen Landschaften heraussuchen? Da muss gewissermaßen entschieden werden, in welcher Sprache gesprochen - pardon "korrespondiert" - wird: deutsch, italienisch, französisch oder englisch?

Passt der Chardonnay wirklich zum Fisch? Oder verpasst er ihm mit seinem hohen Alkoholgehalt nicht doch einen Maulkorb?

Ist der Kabinett von einem Weingut mit klangvollem Namen nicht doch zu filigran, vielleicht auch zu kraftlos, um mit dem Kaninchen in süß-scharfer Senfsoße in den Dialog zu treten?

Verträgt sich der samtene Abgang des wuchtigen Syrah wirklich mit dem intensiv schmeckenden Kobe-Rindfleisch aus Japan - oder reden sie womöglich aneinander vorbei?

Schafft es die schon fast ölige, bernsteinfarbene Auslese aus den späten 1990er Jahren, im argumentativen Schlagabtausch gegen die vor Sahne, Eigelb und Zucker nur so strotzende Crème brûlée zu bestehen?
Aus der Korrespondenz kann also recht schnell ein belangloses Gespräch, vielleicht sogar ein Streit werden.
Schlauer ist es dann, bei manchen Gängen einen Wein zu wählen, der auch mal die Klappe halten kann. Denn auch ein einfacher Wein kann ein komplexes Gericht ganz prima ergänzen.

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