Wie alte Weine schmecken

In den vergangenen Jahren ging der Trend dahin, eher junge Weine zu trinken. Das ist natürlich auch eine Mode-Erscheinung. Vor zehn, 20 Jahren, da sprach alle Welt vom Chardonnay. Vor 30 Jahren wurde um den Beaujolais Primeur fast so viel Wirbel gemacht wie heutzutage um frischen Spargel aus der Pfalz.

Aber über alte Weine wird weniger gesprochen. Sie passen nicht mehr so ganz in die moderne Zeit, werden höchstens noch nachgefragt, um jemanden zu seinem runden Geburtstag mit einem gleich alten Jahrgang eine besondere Überraschung zu machen.

Wie gereifte Weine, also Jahrgänge, die älter als fünf, zehn Jahre sind, im Endeffekt schmecken, lässt sich schwer abschätzen. Natürlich gibt es je nach Jahrgang gewisse Erfahrungswerte. So soll der 2003er Jahrgang, aus jenem ewig langen "Jahrhundertsommer", aus manchen Lagen inzwischen brandig schmecken, weil er durch die Hitzeperiode ohnehin einen hohen Alkoholgehalt hat und dadurch die feineren Aromen nach und nach weggedrängt wurden. Das muss aber nicht bei jeder Lage der Fall sein.

Grundsätzlich sollte man beim Kauf eines solchen Weines beachten, dass die Füllhöhe noch stimmt. Über die Jahre kann ein gewisser Anteil Flüssigkeit durch den Korken verdunsten. Ist also die Füllhöhe gesunken, kann der Kauf schon riskant werden, denn das kann auch ein Indiz für eine zu warme Lagerung sein. Außerdem sollte man darauf achten, dass der Original-Korken noch auf der Flasche ist. Am besten kauft man einen solchen Wein bei dem Winzer seines Vertrauens.

Das Verkosten eines solchen Weins kann nämlich durchaus genussvoll sein. Die Aromen verändern sich nämlich durch das Zusammenwirken von Säuren und verschiedener Alkoholarten. Außerdem schwingt bei alten Weinen auch immer ein wenig Geschichte mit. Wer einen 1989er Jahrgang trinkt, der hat sozusagen die Sonne der deutschen Wiedervereinigung im Glas.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort