Dennis „The Menace“ Schröder

Die TBB durchläuft aktuell eine Krise: Sieben der letzten neun Begegnungen wurden verloren, davon fünf Auswärtsspiele in Folge. Die Konsequenz: Vorerst raus aus den Playoff-Rängen. Auch in Braunschweig, bis dahin Tabellenvorletzter, setzte es die nächste Pleite mit der Schlusssirene. Henrik Rödl brachte es nach dem Spiel treffend auf den Punkt: „So ist dieser Sport - so schön und manchmal so schwer.“

An Spiele in Braunschweig erinnere ich mich gerne zurück: Zu Beginn bestritten wir die hart umkämpften Partien noch in der Schulsporthalle Alte Waage, die mit der Mäusheckerhalle in Trier-Ehrang vergleichbar war, aber den heutigen Profisportanforderungen nicht mehr genügte. 2001 kam der Umzug in die schicke Volkswagen Halle. Dort fragte mich im selben Jahr der Hallensprecher beim Fantalk, ob ich wüsste, dass ich nach den beiden Nationalspielern Pascal Roller und Mithat Demirel die meiste Einsatzzeit als deutscher Aufbauspieler erhalte. Es war mir nicht bewusst, als aber dann im Sommer darauf eine Anfrage aus Braunschweig kam, konnte ich diesen statistischen Wert entsprechend einordnen. Auch in dieser Saison macht ein deutscher Aufbauspieler von sich reden und kann getrost als Aushängeschild und Lichtgestalt der Braunschweiger Basketballer bezeichnet werden. Der 19-jährige Dennis Schröder erzielt in durchschnittlich 25 Minuten 12,1 Punkte, schnappt sich 2,4 Rebounds und verteilt 3,4 Assists. Werte, von denen etliche gestandene Profis träumen, denn Schröder, der deutsch-gambischer Abstammung ist, muss lediglich Lucca Staiger (Ludwigsburg) den Vortritt in der Scorertabelle lassen. Selbst Nationalspieler Per Günther, Yassin Idbihi und Maik Zirbes müssen sich, was die Statistik angeht, dem wieselflinken und schon erstaunlich abgezockten Schröder geschlagen geben. Eigentlich kam der "Allstar" nur durch Zufall zum Basketball, denn seine Leidenschaft galt dem Skaten. Im Alter von 11 Jahren entdeckte ihn der damalige Coach des Drittligisten SG Braunschweig beim "Zocken" auf dem Freiplatz und förderte ihn kontinuierlich nach Nowitzki-Geschwindner-Vorbild. Den Durchbruch schaffte Schröder, als er 2011 im Halbfinale des NBBL-Top4-Turniers den beiden deutschen Centerhoffnungen Daniel Theis (Ulm) und Philipp Neumann (Bamberg) die Show stahl und 31 Punkte und sechs Assists auflegte. Es folgte die Berufung in den Profikader. Im März 2012 sorgte der Aufbauspieler, der europaweit zu den talentiertesten seines Alters zählt, erneut für Aufsehen, als er wegen Undiszipliniertheiten aus dem Kader gestrichen wurde, weil er Trainingseinheiten verschlief und sich despektierlich gegenüber der Athletiktrainerin zeigte. Sein damaliger Trainer Machowski hoffte, "dass Dennis seine Persönlichkeit in Einklang mit seinem Potenzial bringen könne" - danach sieht es zurzeit aus.

Helge Patzak

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