Glaube im Alltag

Die Naturkatastrophe hat zugeschlagen: Erst 3000 und jetzt eventuell 10 000 Tote in Nepal. Wer rechnet schon damit, dass der geologisch brisante Untergrund zu solch einem Erdbeben führt? Obwohl es ja bekannt ist, dass die beiden Erdplatten sich aneinander reiben.

Auch die Hilfe aus Deutschland ist angelaufen, denn für das Ausmaß der Not ist vor Ort niemand gerüstet. Menschen werden mit Schippen aus Trümmern gegraben und unter freiem Himmel behandelt. In den schwer zugänglichen Regionen warten die Betroffenen bisher vergeblich auf Hilfe. Auch Urlauber aus dem Westen, vor allem Bergsteiger, müssen ausgeflogen werden. Reinhold Messner, der sich am Mount Everest gut auskennt, meldete sich kritisch zu Wort. Er monierte eine "Zwei-Klassen-Rettung", das heißt eine Bevorzugung von Menschen, die sich eine teure Bergtour leisten können. Hier zeigt sich das Dilemma, das sich auch in der Rettung von Flüchtlingen ereignet: Ganz gleich, was man unternimmt, es kann nicht allen geholfen werden. Keiner kommt aus dieser ethischen Zwickmühle heraus: kein Staat, keine Hilfsorganisation, keine Privatperson. Aber das entbindet niemanden davon, zu helfen. Gerade in Nepal ist Hilfe schon lange nötig. Mir imponiert da das jahrelange Engagement eines Arztes und seiner Frau: Als sie in einem Urlaub sowohl die Schönheit des Landes als auch die Armut und Not der Menschen erlebten, konnten sie nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Sie bauten in einem Bergdorf eine medizinische Station auf, betreuten sie über Jahre. Sie erlernten die Sprache und bildeten vor Ort Personal aus. Die Heimatkirchengemeinde unterstützte sie. Es entstanden Beziehungen auf Augenhöhe. Ein Beispiel zum Nachahmen, vielleicht auch für diejenigen, die jetzt auf Bergtour waren und deren Leben gerettet wurde. Elke Füllmann-Ostertag ist Pfarrerin in Börfink

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