Glaube im alltag

Der Gedanke an Urlaub verbindet sich bei mir mit Erinnerungen an Ferienfreizeiten: das Toben im Wasser, das Bezwingen von Berggipfeln und gute Gemeinschaft. Auch wenn das Herumspringen mit Kindern Kraft kostete, es waren Tage, die gut taten, weil sie nicht überforderten. Bei vielem aber, das wir im Alltag bewältigen müssen, bleibt gerade dieser Eindruck haften: Überforderung!Ein Kalenderblatt zur Urlaubszeit ist für mich eine Einladung, mit dieser Erfahrung zu brechen: "Wer einen hohen Berg besteigen will, muss schrittweise gehen, nicht sprungweise." Bergbesteigungen kosten manchmal Überwindung, weiter zu gehen, die letzten Kräfte zu bemühen. Die Situation des Bergsteigers gleicht der von Menschen, die im Alltag den Glauben leben und weitergeben wollen. Auch das habe ich schon oft erleben müssen: den Glauben heute weiterzugeben ist mühselig. Nicht nur, dass Menschen heute sehr kritisch fragen und viel von der Überzeugungskraft der erhaltenen Antworten abhängig machen; es kommt hinzu, dass viele für alle Fragen eine "schnelle Lösung" anbieten. Es tut not, mich zu orientieren - wie beim Bergsteigen führen nicht alle Wege zum Ziel. Jesus verheißt Leben in Fülle - er will, dass wir sinnvolles, lebenswertes Leben finden. In der Tat, ein Unterfangen wie das Besteigen eines schwer zugänglichen Berges. Man braucht nicht den ganzen Weg auf einmal zu machen. Mit kleinen Schritten, mit Geduld und Ausdauer werden die Kräfte nicht geringer, sondern sie wachsen. Viele kleine Schritte können viel bewirken. So können die Erfahrungen und die im Glauben ertasteten Antworten sich setzen und zu einer Saat werden, die andere gerne aufnehmen. Die Ferien könnten wir nutzen, neu zum Berg des Glaubens aufzubrechen. Wenn es mühsam wird, schauen wir das Ziel des Weges: das erfüllte Leben aus dem Glauben. Ein Weg, der sich lohnt.

Pfarrer Edwin Prim, Schweich

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