"Ah, da ist das Kreuz, da ist die Erlösung", stieß ich erleichtert aus. Das ersehnte Ziel einer langen, anstrengenden Wanderung. Eigentlich unterscheidet sich diese Wanderung gar nicht von meinem Leben und Glauben, dachte ich, als wir den Heimweg antraten. Bei den anstrengenden Strecken in meinem Leben spüre ich die Erlösung, die von Gottes guter Botschaft an Jesu Kreuz ausgeht, viel stärker: Das, was mich heute belastet, nimmt Gott von mir. Das Kreuz, das Jesus auf sich genommen hat, bringt mir die ersehnte Erleichterung. Dann wird die Aussicht ganz weit und klar. Ich sehe, wo ich falsche Entscheidungen getroffen habe - Irrwege auf einer Wanderung. Ich sehe, wo und warum es mir besonders schlecht ging, wo es mir ganz eng ums Herz wurde - dunkle Wälder und enge Täler durchkreuzen den Weg. Ich sehe, wie die Menschen, die ich getroffen habe, weitergehen. Ich sehe, wie viele Umwege ich eingeschlagen habe, um an mein Ziel zu kommen. Und doch: Ich bin ans Ziel gekommen. Erstaunlicherweise nur so: mit Irrwegen und Umwegen, durch dunkle Wälder und enge Täler, mit flüchtigen Begegnungen, aber auch mit treuen Weggefährten, die mit mir zusammen den steilen Berg erklommen haben. Zusammen mit denen, die mit mir Atem- und Stärkungspausen eingelegt haben und die sich mit mir zusammen über das Erreichen des Gipfelkreuzes gefreut haben. In meinem Leben sind das meine Familie und die Gemeinde, die mit mir meinen Weg gehen und sich über das Kreuz freuen. Das Schöne bei der Wanderung wie im Leben ist doch: Wir wissen, dass nach der Mühe das Kreuz auf uns wartet. Mit dem Kreuz als Rückhalt sind wir frei von aller Anstrengung und bekommen wir eine versöhnte Aussicht auf das Bisherige. Simone Lehnert, Pfarrerin z.A. Evangelische Kirchengemeinde Konz-Karthaus