Früher war nicht mehr Lametta

Meine Wilma liebt Weihnachtsdeko. Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer. In der Adventszeit leuchtet das Haus in hundert Farben. Glitzernde Weihnachtsmänner klettern an der Fassade auf und ab, plötzlich traben Rentiere durch den Vorgarten.

Jetzt haben wir auch noch Leuchtbäume. Die Vögelchen trauen sich nicht mehr an die Meisenknödel, wenn sie einmal in eine Dekokugel gepickt haben. Vermutlich wundern sie sich über den Kunstschnee im Vogelhäuschen. Und erst innen im Haus. Hier pikst mich ein Tannenzweig, dort stolpere ich über eine Krippe, oben schweben Engel, die Katze kickt Strohsterne durch die Gegend.

Von wegen "früher war mehr Lametta". Bevor Wilma mir noch eine Nikolausmütze aufsetzt, flüchte ich lieber. Nur wohin? In der Stadt kommt zur optischen Dekoration noch die akustische. "Oh Tannenbaum" auf dem Weihnachtsmarkt, "Last Christmas" in den Kneipen, "O Du fröhliche" im Geschäft. Weihnachten ist überall. Also ab in die Natur. Stille, Frieden und Tannenzweige, ganz ohne Lametta und Weihnachtskugeln.

Aber bei Wind, Regen und Kälte an der Lieser macht auch keinen Spaß. Sogar das Pichtermännchen hat sich bei dem Wetter verkrochen. Ich gebe auf, und gehe nach Hause. Dort ist Wilma immer noch ganz im Vorweihnachtsfieber. Aber dieses Mal kann sie mich mit ihrem Eifer überzeugen. Die Plätzchen dekorieren das Haus mit ihrem köstlichen Geruch aufs Feinste. Und erst der Geschmack ... Dazu einen Glühwein bis ich die Lampen am brennen habe. So kann's gehen.

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