Die lähmende Angst vor Fehlern

In manchen Drogeriemärkten dürfen Wickeltische stehen, in anderen dürfen sie es nicht. Das Verbot aus hygienischen Gründen ist weniger „familienfeindlich“ als vielmehr ein Ausdruck des Versuchs, möglichst jede auch noch so abstrakte Quelle von Fehlern oder unbedeutenden Gefahren auszuschließen.

Sicherheitshalber wird dann erst einmal ein Verbot ausgesprochen. Immer herrscht die Angst, dass man ja dafür verantwortlich gemacht werden könnte, sollte doch etwas schief laufen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit noch so gering sein mag.

Es gibt viele große Probleme, die man im voraus bedenken und vermeiden oder für die man Lösungen parat haben sollte. Es gibt aber mindestens genauso viele Menschen, die auch noch das allerletzte denkbare Problem zu behandeln versuchen, bevor es auch nur aufgetaucht ist.

Dieser Versuch kostet nicht nur mehr Mühe, als es kosten würde, einen unwahrscheinlichen Fehler dann zu korrigieren, wenn er tatsächlich gemacht wurde. Die mangelnde Fehler-Toleranz führt niemals zum erhofften Ziel. Denn mit noch so vielen Verboten, Vorschriften und Kontrollen ist es unmöglich, Fehler auszuschließen. Sicher ist aber, dass auf diesem Weg Überregulierung und Überkontrolle entstehen, während die Eigenverantwortung schwindet.

Und dann taucht doch an einer Stelle, an der man es nicht erwartet hat, ein Problem auf. Gerade Menschen, die vor allem an Vorschriften und deren strikte Einhaltung gewöhnt sind, wird es in diesem Fall schwer fallen, schnell, flexibel und kreativ eine Lösung zu finden. In diesem Sinne wünsche ich allen etwas mehr Mut zum Risiko: Die Zahl der Fehler wird dadurch nicht größer werden, aber die Fähigkeit mit ihnen umzugehen, wird wachsen!

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