Mensch... Silvio Berlusconi

Da hat es Sie aber so richtig böse erwischt. Jahrelang haben Sie die italienische Justiz vorgeführt, sich selbst amnestiert, nach Herzenslust gegaunert, protegiert, betrogen, manipuliert – und nun schlägt das Imperium mit voller Kraft zurück.

Gnadenlos und knallhart wurden Sie verknackt. Zu gelegentlichen Besuchen im Altenheim. Fast wie früher im Wahlkampf. Nur dass Sie, wenn Sie Pech haben, diesmal den Kaffee zur Strafe selbst ausschenken müssen - sofern nicht ein zuvorkommender Senior Ihnen diese Schwerstarbeit abnimmt.
Da können Sie dann gemeinsam mit den anderen Alten über die schlechten Zeiten jammern, verdienen Sie doch derzeit statt der gewohnten 35 Millionen Euro pro Jahr nur läppische fünf. Millionen natürlich.
Gratuliere: Sie haben Ihr Land moralisch so runtergewirtschaftet, dass die Bürger - frei nach Kästner - den Kakao auch noch trinken, durch den Sie und Ihresgleichen die Leute vorher gezogen haben. Jedenfalls war von Massenprotesten vor dem Quirinalspalast gegen Ihre Strafverschonung nichts zu hören.
Im Gegenteil: Ihre Anhänger jubilieren schon, können Sie sich doch schon bald wieder gewohnt segensreich ins politische Geschäft einmischen - Ehrenmann, der Sie nach verbüßter Strafe dann wieder sind.
Schaut her, ihr bayerischen Gerichte, so geht man mit prominenten Steuersündern um: Erst mit vier Jahren Knast ein unverschämt mildes Urteil fällen, davon drei Jahre wegen Verdiensten um Volk und Vaterland erlassen, das Restjahr zum Hausarrest abmildern, letzteren in einmal wöchentlich Seniorendienst umwandeln und nach einem halben Jahr zur Bewährung aussetzen. So hätten's viele Hoeneß-Fans bei uns auch gerne gesehen, und der Ulli hätte die Reststrafe dann notfalls sogar in einem Altenklub am Dortmunder Borsigplatz abgearbeitet.
Aber ich will Ulli Hoeneß nicht beleidigen, indem ich ihn mit Ihnen, Herr Berlusconi, vergleiche. Dafür fehlt ihm doch einiges an krimineller Energie.

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