Aufwind nach dem Absturz

Es sind absolut beeindruckende Wahlergebnisse, die der SPD- und auch der CDU-Landesvorsitzende bei ihrer Wiederwahl eingefahren haben. Und doch sind die beiden Demonstrationen von Partei-Geschlossenheit in Mainz und Trier Ausflüsse von Niederlage und Wahlschlappe.

Beck und Baldauf verschaffen sie aber erst einmal Aufwind.

Die geradezu sagenhafte Zustimmung der SPD zu ihrem Landeschef macht erneut deutlich, dass die Genossen an Rhein und Mosel sich als Beck-Partei sehen. Ihr Aushängeschild ist auch ihr Garant für Bodenständigkeit und Verlässlichkeit. Allerdings hat dieses Bild mit den Berliner Machtspielchen deutliche Kratzer bekommen. Nach dem Scheitern als SPD-Chef können weder Beck noch sein Heimat-Verband einfach zur Tagesordnung übergehen. Sympathieverluste und Zweifel an der Vertrauensbasis sind auch im Land nicht ohne Folgen geblieben. Was durch Becks abgeblasenen Weggang nach Berlin die Partei vorerst von der Tagesordnung streichen kann, ist eine ungeklärte Nachfolgeregelung mit Anwärtern wie Doris Ahnen, Hendrik Hering oder Roger Lewentz. Da ein Ausgang völlig offen ist, gibt es dabei auch politische Risiken.

Trotz des uneingeschränkten Vertrauensbeweises wird Beck künftig auch kaum mehr absolute Gefolgschaft seines Landesverbandes erwarten können wie bisher. Bei der Spitzenkandidatur 2011 wird gleichwohl kein Weg an ihm vorbei führen.

Für CDU-Chef Christian Baldauf ist dieses Ziel dagegen keineswegs vorgegeben. Mit seinem Wahlergebnis hat er sich allerdings erst einmal die Luft wieder verschafft, die ihm bei seiner verunglückten Bestätigung als Fraktionschef genommen wurde. Baldauf weiß, dass er noch immer auf Bewährung spielt. Appelle zur Geschlossenheit und Aufbruch-Signale hat die Landes-Union in den vergangenen 20 Jahren zuhauf beschlossen und gesetzt, auch wiederholt unter den Augen der jeweiligen Bundesparteichefs. Gefruchtet hat dies allerdings nie.

Baldaufs Rückenstärkung dürfte vor allem der Überzeugung geschuldet sein, nach vielen Jahren endlich die innere Zerrissenheit angesichts einer angeschlagenen SPD überwinden zu müssen. Ob das bis zur Nominierung eines Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2001 hält, darf bezweifelt werden. Für Beck wie Baldauf gilt, dass sie ihre Parteien nach Abstürzen erst einmal wieder dort hinführen müssen, wo sie in erfolgreicheren Zeiten schon einmal standen.

j.winkler@volksfreund.de

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