Augen zu und durch

70 Millionen Euro Schulden - bei dieser Bilanz darf schon einmal gefragt werden, ob - bei aller Fußballbegeisterung - der Einsatz sinnvoll war?

Oder traf im Jahr 2001 eine zum Größenwahnsinn neigende FCK-Führung auf eine Landesregierung mit Rote-Teufel-Fan Kurt Beck an der Spitze, die nicht zuletzt das Wahljahr 2006 vor Augen hatte und den Rheinland-Pfälzern ein Wohlfühl-Erlebnis mit kurzfristiger internationaler Aufmerksamkeit vermitteln wollte? Zusammen 30 Millionen Euro sollten Land und Stadt ursprünglich für den Stadionausbau hinblättern, der FCK knapp 19 Millionen und alle möglicherweise anfallenden Mehrkosten zahlen. Kaum ausgerechnet, fiel bereits früh das Finanzierungs-Kartenhaus in sich zusammen. Inzwischen hat die Stadt 70 Millionen Euro am Bein, und dem Verein muss die Miete kräftig erlassen werden, um ihn nicht gänzlich zu ruinieren. Alles zulasten des Steuerzahlers.

Stadt und Land hatten sich 2003 offenbar in eine Lage manövriert, aus der es ohne "Augen zu und durch" kein Entrinnen mehr gab. Die Kommunalaufsicht anzuweisen, nicht den Blockierer zu geben, ist ein starkes Stück, das hinterfragt werden muss. Kaum anzunehmen, dass damals ein Innen-Staatssekretär handelte ohne Rücksprache mit Minister und Ministerpräsidenten, dem als langjährigem Fan das Wohl des Vereins besonders am Herzen lag.

Die Regierung machte es sich zu leicht, Bedenken einfach mit einer politischen Entscheidung auszuhebeln. Auch die CDU-Opposition fragte über all die Jahre nur sehr leise nach, wenn es wieder einmal um die aus dem Ruder laufenden Ausbaukosten ging. Schließlich stellte die Union den Oberbürgermeister und wollte es sich nicht mit sportbegeisterten Wählern verderben. Stoppen wollte den teuren Marsch zum WM-Stadion eh offenbar niemand. Es wurde auf Pump und mit Finanzrisiko gebaut. So etwas nennt sich dann "politische Entscheidung".

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