Besser spät als nie

Der Laie mag sich etwas verwundert die Augen reiben. Seit Monaten hält der grausame Terror des Islamischen Staates die Welt in Atem.

Aber erst jetzt wurde seinen Aktivitäten in Deutschland ein Riegel vorgeschoben. Doch die Rechtslage ist kompliziert. Organisationsstrukturen der fanatischen Mörderbanden existieren bei uns nicht. Und was nicht ist, kann man auch nicht verbieten. Auf der anderen Seite wurden erst vor wenigen Wochen Jesiden in Herford von deutschen IS-Anhängern drangsaliert. Auch ein Asylheim in Berlin war Zielscheibe von Sympathisanten der islamischen Terroristen. Dabei gab es mehrere Schwerverletzte. Wohl vor allem deshalb zog der Bundesinnenminister nun die Reißleine. Besser spät als nie. Jede IS-Propaganda, jede Geldsammlung oder gar Anwerbung von verblendeten jungen Leuten zur Durchsetzung der menschenverachtenden Ziele dieser Terror-Truppe stehen nun ab sofort unter Strafe. Damit wird es zumindest deutlich schwieriger, sich in Deutschland tatsächlich namens der IS zu organisieren. Der Krieg im Irak und das Leid der Kurden lassen sich durch diese Maßnahme allerdings leider nicht stoppen. Und ob besonders radikalisierte Personen von dem Verbot beeindruckt sind, ist ebenfalls kaum zu erwarten. Gerade erst wurde in einer Studie nachgewiesen, dass die fast 400 Deutschen, die in Syrien oder dem Irak für die IS kämpfen oder gekämpft haben, fast ausschließlich auf der Verliererseite unserer Leistungsgesellschaft standen. Keine Berufsausbildung, geschweige denn ein Studium. Hier liegen die eigentlichen Ursachen des Phänomens. Das IS-Verbot ist sicher ein richtiger Schritt in der Ausein-andersetzung mit der islamistischen Bedrohung. Aber es muss mehr geschehen, wenn er nicht nur ein symbolischer Akt sein soll. nachrichten.red@volksfreund.de

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