Bürokratie hat hier keinen Platz - Land muss schneller weitere Unterkünfte für Asylbewerber schaffen

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Lage in den völlig überfüllten Asylbewerberunterkünften des Landes in Trier eskaliert. Hunderte von Menschen verschiedener Nationalitäten zusammengepfercht auf engstem Raum auf Kasernengeländen, in Zelten und in einer Sporthalle - das sorgt für Aggressionen.

Am vergangenen Montag ist die Lage in der Einrichtung im Trierer Stadtteil Euren eskaliert. Wegen eines gegnerischen Tores bei einem Fußballspiel.

Das zeigt: Bund und Länder sind überfordert mit den anhaltenden und anwachsenden Flüchtlingsströmen. Flüchtlingsströme, die nicht überraschend sind, angesichts von über 50 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind vor Hunger, Elend und Krieg. Bund und Länder müssen den nach Deutschland kommenden Flüchtlingen, auch denen, die, wie etwa Albaner, kaum Chancen auf Asyl bei uns haben, menschenwürdige Unterkünfte bieten.
Da bringt es auch nichts, wie es gestern wieder die Landesregierung gemacht hat, mit dem Finger auf den Bund zu zeigen und von ihm eine raschere Bearbeitung der Asylanträge zu fordern. Das ist in der Sache zwar richtig, hilft aber den derzeit in den völlig überfüllten Unterkünften lebenden Asylbewerbern auch nicht.

Das Land hat es versäumt, rechtzeitig entsprechende Kapazitäten zu schaffen. Die derzeitige Lage war längst abzusehen. Spätestens als im Februar in Trier die ersten Zelte für Asylbewerber aufgebaut worden waren, hätten innerhalb kurzer Zeit zusätzliche feste Unterkünfte für die Flüchtlinge geschaffen werden müssen. Im ganzen Land gibt es leerstehende Kasernen oder auch Hotels.

Es ist schwer verständlich, dass wie auf dem Bitburger Flughafen über 200 Asylbewerber in drei Zelten hausen müssen, während nebenan ein Hotel leersteht, das aber wegen mangelnden Brandschutzes nicht für Flüchtlinge genutzt werden kann, in dem aber bis vor kurzem noch Urlauber untergebracht waren.

Keine Frage, Brandschutz ist unverzichtbar. Aber es kann doch nicht sein, dass wegen gesetzlicher Auflagen und komplizierter Bauvorschriften es Monate dauert, bis eine Kaserne oder ein Hotel zu einer Flüchtlingsunterkunft werden kann. Es geht hier um Menschen in Not. Da hat komplizierte Bürokratie keinen Platz. Für die Herrichtung von Unterkünften für Asylbewerber muss ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren geschaffen werden. Und zwar sofort. Denn ansonsten ist abzusehen, dass die neuen Aufnahmeeinrichtungen - etwa in Hermeskeil - bereits überfüllt sind, wenn sie eröffnet werden.

Das Land muss aber auch zusätzlich mehr Geld für die Betreuung der Asylbewerber in den Einrichtungen in die Hand nehmen. Es müssen mehr Pädagogen und Psychologen dort eingesetzt werden, um mit den oft traumatisierten Bürgerkriegsflüchtlingen zu arbeiten, ihnen zu helfen, sie zu beschäftigen. Um Konflikte vorzeitig zu erkennen.
Damit aus einem gegnerischen Tor keine Massenschlägerei wird.
b.wientjes@volksfreund.de

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