Der Schaden ist immens

Sollten sich die aktuellen Verdachtsmomente erhärten, wäre der Fall Hoyzer im Rückblick nur eine Lappalie. Das Berliner Landgericht hatte am 17. November 2005 den Schiedsrichter Robert Hoyzer zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.

Er hatte zugegeben, in Deutschland mehrere Spiele verpfiffen und dafür 67 000 Euro sowie einen Plasma-Bildschirm von den kroatischen Drahtziehern des Wettskandals erhalten zu haben.

Nun stehen den Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft zufolge in Europa rund 200 Fußball-Spiele unter Manipulationsverdacht, 32 davon in Deutschland. Und das ist womöglich nur die Spitze des Eisbergs.

Solch eine Dimension würde den europäischen Fußball in seine größte Krise stürzen. Wer gedacht hatte, dass die nationalen und internationalen Vorsichtsmaßnahmen nach dem Fall Hoyzer greifen würden, muss sich getäuscht sehen. Zu global ist der Markt der Sportwetten. Zu lukrativ weiterhin die Aussichten, mittels Wettbetrug reich zu werden. Sollten die Manipulationen im angedeuteten Umfang bestätigt werden, wäre der Schaden immens. Es darf nicht so weit kommen, dass der Fußball-Fan stets mit dem Gefühl leben müsste: Es ist egal, welches Spiel ich anschaue, es ist doch manipuliert. Das wäre fatal.

Deshalb müssen die möglichen Betrüger drakonisch bestraft werden. Und die Maßnahmen, gegen Wettbetrug vorzugehen, müssen effektiver - und vor allem weltweit angelegt werden. Derzeit bietet das Internet zu viele Möglichkeiten und Schlupflöcher. Diese zu schließen, scheint momentan allerdings illusorisch. Das ist eine ernüchternde Erkenntnis.

Verwunderlich ist indes auch, dass Wett-Betrügereien im Fußball überhaupt so verbreitet sind. Schließlich handelt es sich um eine komplexe Mannschaftssportart, das Manipulations-Risiko ist somit wesentlich höher.

Doch für Banden lohnt es sich, dieses Risiko einzugehen.

Und sie finden offenbar Spieler, Schiedsrichter und womöglich auch Trainer und Funktionäre, die sich kaufen lassen. Akteure, die auf dem Fußballplatz Fairplay predigen, selbst aber dagegen in abartiger Weise verstoßen.

Die aktuellen Aufdeckungen erzeugen Wut und lassen noch mehr befürchten. Doch immerhin sind sie auch ein Signal: Wenn auch vieles noch unter der Decke schlummern mag, fauler Zauber kommt immer wieder ans Tageslicht. Keiner, der betrügt, kann sich sicher sein, unentdeckt zu bleiben.

m.blahak@volksfreund.de

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