Die Rente ist nicht mehr für alle sicher

Wer heute in Rente ist, gehört zur Nachkriegsgeneration, zur Jugend der Wirtschaftswunderzeit, die sich über Jahrzehnte mit ihrer Hände Arbeit ein gewisses Maß an Wohlstand aufgebaut hat. Dies auch im Ruhestand zu erhalten, die letzten Lebensjahre zu genießen und den Kindern und Enkeln nicht zur Last zu fallen, das ist bei vielen das erklärte und berechtigte Ziel fürs Alter.

Zwar sind die Renten aller sicher. Doch sind die angesparten Rentenbeiträge heute bei weitem nicht so auskömmlich, wie uns vor vielen Jahren der einstige Arbeitsminister Norbert Blüm weismachen wollte. Im Gegenteil: Die Einkommenslücke in der Rentenphase wird im Vergleich zum letzten Bruttoeinkommen immer größer, der Lebensstandard nimmt allerdings selten so stark ab. Zudem ist das Älterwerden mit höheren Ausgaben für Gesundheit und Pflege verbunden, ohne dass eine Vielzahl der Betroffenen zusätzlich privat vorgesorgt hätte.

Und diese Lage wird sich schon bald verschärfen: Ein weiter sinkendes Rentenniveau, kürzere Versicherungszeiten, durchbrochene Erwerbsbiografien mit Teilzeit, Befristung und Minijobs werden die Altersarmut künftig noch vergrößern. Dabei ist heute schon klar: Die private Vorsorge der Deutschen reicht bei weitem nicht aus, um dem zu entkommen. Wie sich Altersarmut verhindern, wenn möglich auch nur reduzieren lässt, darüber streiten sich Politik, Tarifparteien und Versicherungen gleichermaßen.

Ob steuerfinanzierte Mindestrente, stetige Erhöhung des Rentenbeitrags oder eine größere private Vorsorge: Ohne ein zukunftsfähiges Konzept aus mehreren Komponenten wird der Generationenvertrag schon in wenigen Jahren zur Makulatur.

Um zu vermeiden, dass sich Jung und Alt hitzig und unsolidarisch streiten und die Leistungen des jeweils anderen schmälern, werden alle ihren Teil dazu beitragen müssen, damit alle ein Auskommen haben werden. Dazu gehört aber auch ein Stück Mut und politischer Wille, den Menschen reinen Wein einzuschenken.

s.schwadorf@volksfreund.de

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