Die Woche im Blick: Auf die Unternehmen, fertig, los!

Wer eine Ausbildung sucht, hat derzeit gute Chancen. Die Unternehmen kämpfen um den Nachwuchs - und sie investieren dafür einiges.

Fünf Minuten. Mehr Zeit bleibt an diesem Tag beim Speed-Dating nicht für ein erstes Gespräch zwischen den jungen Menschen und Vertretern von Unternehmen. Fünf Minuten, in denen es ums Wesentliche geht. Passt die Ausbildung zu mir? Sind meine Noten gut genug? Was muss ich mitbringen, um eingeladen zu werden? Was bietet mir der Arbeitgeber? Und andersherum: Was muss unsere Firma bieten, um attraktiv zu sein? Wie ist unser Image? Was erwarten potenzielle Auszubildende von unserem Unternehmen?

Gemeinsam mit der Arbeitsagentur, der Handwerkskammer sowie der Industrie- und Handelskammer hatte unser Medienhaus gestern eingeladen zur Messe "Dein Tag. Deine Chance." Der Andrang war enorm. Was für ein Zeichen für die duale Ausbildung. Schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start kamen die ersten Interessenten. Und zeigten damit: Die klassische Lehre ist keineswegs out. Der Einblick in ein Unternehmen, die Chance, praktische Erfahrungen zu sammeln und bereits etwas zu verdienen, lockt.Wer dabei über die niedrigen Gehälter in dieser Phase schimpft, sollte übrigens so ehrlich sein und in viele andere Länder schauen. Da ist das Pendant zur Ausbildung die Lehre für diese Berufe durch staatliche Stellen, teils an Schulen, teils an Universitäten. Geld gibt es dafür nicht, stattdessen fallen sogar Schul- oder Studiengebühren an. Und bei uns: Investieren viele Unternehmen, gerade die Mittelständler in der Region, in den Nachwuchs. Natürlich machen sie das nicht nur aus Gemeinnützigkeit. Die Firmen lernen so die jungen Menschen kennen, bringen diesen gezielt die Dinge bei, die ihnen wichtig sind. Sie hoffen, ihre selbst ausgebildeten Fachkräfte lange im Betrieb halten zu können.

Das soll übrigens keineswegs ein Plädoyer gegen das Studium sein. Aber eben doch eines, genau zu schauen, ob nach der Schule nur die Universität oder die Fachhochschule für die nächsten Schritte infrage kommen. Der Blick gerade auf unsere Region zeigt, wie wichtig die Vielfalt ist. Etwa mit Blick auf den Bau: Da finden der Architekt und der Ingenieur ebenso eine anspruchsvolle Tätigkeit wie der Handwerker vor Ort, der als Elektriker in Sachen Digitalisierung oft weiter ist als mancher Akademiker. Und im Industriebetrieb findet der Mechatroniker ebenso seinen Platz wie der Betriebswirtschaftler.

Zumal die neuesten Umfragen der Kammern zeigen: Bei den Unternehmen füllen sich die Auftragsbücher weiter, die Stimmung ist so gut wie nie, neue Stellen entstehen. Um so wichtiger ist es, dass junge Menschen in dieser Region arbeiten und leben wollen. Dass Firmen noch mehr Zeit in die Ausbildung investieren und manchmal jemandem die Chance geben, der nicht alle Voraussetzungen zu 100 Prozent erfüllt, der nicht nur Top-Noten aufweisen kann. Einem jungen Menschen die volle Aufmerksamkeit zu schenken, ist der erste Schritt zum Erfolg. Zuhören, offen für neue Ideen und Ansprüche sein, begeistern. Fünf Minuten können reichen, um das Interesse zu wecken. Und sie können der Start für viele gemeinsame Jahre sein, über die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber freuen.

t.roth@volksfreund.de

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