Die dubiose Rolle des Schlammschlachtengenerals

Washington · Harte Bandagen gehören zu amerikanischen Wahlkämpfen wie der Central Park zu New York. Alle vier Jahre, wenn sich die Präsidentschaftskandidaten der Zielgeraden nähern, wartet das Land darauf, was wohl diesmal die Oktober-Überraschung sein wird.

Der Paukenschlag, der dem politischen Gegner dermaßen schadet, dass er beim Votum im November den Kürzeren zieht. Mit der Schlammschlacht einher geht die Drecksarbeit, zu verrichten von gut vernetzten Beratern, die Monate darauf verwenden, irgendwo Belastendes über den jeweiligen Rivalen zu finden.

Was Trumps ältester Sohn in der Rolle des Schlammschlachtengenerals getan hat, geht allerdings weit darüber hinaus. Donald Junior hat eine rote Linie überschritten, sei es aus Dummheit oder Dreistigkeit. Jedenfalls hatte er kein Problem damit, eine russische Informantin zu treffen, die ihm Munition gegen Hillary Clinton zu liefern versprach. Seine Freude darüber konnte er kaum verbergen, wo doch sämtliche Warnleuchten hätten aufblinken müssen. Dass es gegen die Regeln selbst der härtesten amerikanischen Wahlduelle verstößt, den Kontrahenten mit ausländischer Hilfe zu kompromittieren, kümmerte ihn offenbar nicht. Ein Anfängerfehler? Naiv, aber unschuldig? Glaubwürdig klingt nicht, wie sich der Junior aus der Affäre zu ziehen versucht.

Vielmehr zeigt die Episode, dass der Trump-Kampagne jedes - aber auch wirklich jedes - Mittel recht war, um Clinton zu verteufeln. Und dass Trump Senior von der Offerte aus Moskau nichts wusste, auch das ist schwer vorstellbar. Kurz nach der Begegnung seines Sohnes mit der russischen Juristin sprach er, damals noch vage, von überaus wichtigen Erkenntnissen über Hillary, die er demnächst präsentieren wolle. Es bedarf einer großen Portion an Blauäugigkeit, da noch an Zufall zu glauben. (Schluss)

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