Ein Spießrutenlauf

Erst London, jetzt Paris: Die groß angelegte "Reise der Harmonie", auf die China die olympische Fackel rund um den Globus geschickt hat, dürfte als größter Spießrutenlauf aller Zeiten in die Weltgeschichte eingehen.

Welch eine Dramatik - noch bevor die Spiele überhaupt begonnen haben, ist der olympischen Idee auf den Straßen beider Metropolen das Licht förmlich ausgeknipst worden. Seit gestern ist endgültig klar: Friedliche Spiele der Jugend der Welt, das war einmal. Nun gut, die Ereignisse rund um den Fackellauf mit dem olympischen Feuer werden die Machthaber in Peking vermutlich eher in ihrer unnachgiebigen Haltung gegenüber Tibet und dem Dalai Lama bestärken. Das lehren die bisherigen offiziellen Reaktionen Pekings, zumal die Bilder der Rangeleien aus London und Paris sich bestens für die chinesische Staatspropaganda eignen. Dennoch haben die Proteste bereits etwas erreicht: So ist die Strategie Chinas, Olympia zu entpolitisieren und sich selber international als modernes, offenes Land zu präsentieren, nicht aufgegangen - sie ist vielmehr grandios gescheitert. Dank des hohen Guts der westlichen Meinungsfreiheit. Die Führung in Peking wird sich kräftig darüber ärgern. Selbst die sture Altherren-Riege des IOC, das die olympische Misere mit der Vergabe der Spiele nach China verschuldet hat, hat dies inzwischen begriffen. Nun fordert auch IOC-Chef Rogge eine rasche und friedliche Lösung in Tibet. Das hat aber weniger etwas mit echtem Sinneswandel der grauen Funktionäre zu tun, sondern ist einzig und allein dem Druck der Straße und der Weltöffentlichkeit zu verdanken. nachrichten.red@volksfreund.de

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