Ein kluger Schachzug

Dem Vorsitzenden der rheinland-pfälzischen CDU ist ein Coup geglückt, der Respekt und Anerkennung verdient: Christian Baldauf stellt seine eigenen Ambitionen zurück und schlägt seine Kollegin Julia Klöckner als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2011 vor.

Damit beweist Baldauf einen in der Politik seltenen Charakterzug: Er lässt alle Eitelkeiten weg und übt im Dienst der Sache Verzicht. Dieser kluge Schachzug wirkt schon kurz nach seiner Verkündung wie eine Erlösung auf die seit Jahren von innerlicher Zerrissenheit geprägte Partei.

In erster Linie dürfte Baldaufs Entscheidung der Einsicht geschuldet sein, dass ihm selbst die Schuhe eines Regierungschefs (noch) zu groß sind. Er hat als Partei- und Fraktionschef große Hindernisse und Rückschläge überwinden müssen. Die "Hebgen-Affäre" um den ehemaligen CDU-Fraktionsgeschäftsführer, der in die Kasse gegriffen haben soll, schwelt noch immer, frisst Energie und belastet. Nach einem schwachen Start mit flatterhaften und von wenig Fachwissen begleiteten Themenwechseln, den die Landtagsfraktion mit teilweiser Ablehnung quittierte, hat sich Baldauf gefestigt. Aber das reicht eben nicht, um dem gestandenen Regierungs-Chef Paroli zu bieten.

Julia Klöckner scheint da von einem anderen Kaliber zu sein. Sie ist gewitzt, schlagfertig, verfügt offenbar über ein gewinnendes Wesen. Und sie kann Wahlen gewinnen, hat sie doch zuletzt bei der Bundestagswahl ihren sozialdemokratischen Konkurrenten Fritz Rudolf Körper im Nahe-Wahlkreis abgehängt. Ihr größter Vorteil ist ihre jugendliche Frische, die als deutlicher Kontrast zum alternden Kurt Beck wahrgenommen wird.

Die Arbeitsteilung beim Unions-Duo Klöckner/Baldauf liegt auf der Hand: Sie wird versuchen, thematische Akzente zu setzen und rasch ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Von Berlin aus wird Klöckner das nicht gelingen, sie muss daher den schwierigen Spagat zwischen Bundes- und Landespolitik meistern. Er wird währenddessen fortfahren, der SPD-Landesregierung Fehler und Versäumnisse anzukreiden. Als Obmann im Nürburgring-Untersuchungsausschuss hat Baldauf damit bereits erfolgreich begonnen.

Die spannende Frage lautet nun, wie der politische Gegner auf die überraschende Geschlossenheit der Union reagieren wird. Möglicherweise wird Klöckners Kontrahent gar nicht Kurt Beck heißen. Der Ministerpräsident ist durch die Ring-Affäre angeschlagen und könnte im weiteren Verlauf noch mehr beschädigt werden. Sollte das so kommen, könnte die Stunde von Bildungsministerin Doris Ahnen schlagen. Sie ist auch jung, gewitzt und schlagfertig - und sie hat erheblich mehr politische Erfahrung als Julia Klöckner.

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