Eine Übernahme, die sich nicht nur für Opel lohnt

Für viele Verbraucher war der Kauf eines Opels in den vergangenen Jahren ein Spiel auf Risiko. Sie waren nach der vorübergehenden Pleite der Konzernmutter General Motors (GM) verunsichert.

 Thomas Zeller

Thomas Zeller

Foto: Klaus Kimmling

Könnte so ein Schicksal auch dem Rüsselsheimer Autobauer drohen und was würde das für die Garantie und Ersatzteile für das eigene Fahrzeug bedeuten?, fragten sich viele potenzielle Käufer in den vergangenen Jahren. Die Übernahme durch den französischen PSA-Konzern dürfte diese Insolvenzangst bei vielen Verbrauchern beseitigen.

Auch für die bisherige Konzernmutter GM ist die Transaktion eine gute Nachricht. Denn die Amerikaner versuchen nun schon über viele Jahre ihre ungeliebte deutsche Tochter loszuwerden. Ein hiesiges Finanzamt hätte wohl schon länger die Gewinnerzielungsabsicht von GM in Frage stellen können. Denn Opel scheibt seit mehr als einem Jahrzehnt durchgehend Verluste. Mittlerweile sind etwa 15 Milliarden Dollar aufgelaufen (das ist etwa der Gegenwert von 750 000 Opel Astras), die GM abschreiben musste. Bei normalen Steuerzahlern würde das schon den Vorwurf der Liebhaberei bedeuten, mit entsprechenden fiskalischen Konsequenzen.

Der Trennungsschmerz in Rüsselsheim dürfte sich ebenfalls in Grenzen halten. Zu oft war man in den vergangenen Jahren ungefragt und erfolglos ins Schaufenster gestellt worden. Auch von den jüngsten Verhandlungen mit PSA soll Opel-Chef Karl-Thomas Neumann erst aus der Zeitung erfahren haben. Bei so viel gegenseitigem Vertrauen fällt die Scheidung nun nicht mehr ganz so schwer. Auch wenn den Opelanern klar sein sollte, dass nun schwere Zeiten für sie anbrechen. Denn die noch von GM gegebenen Standortzusagen laufen in absehbarer Zeit aus. Und von PSA-Chef Carlos Tavares ist bekannt, dass er ein knallharter Effizienzfanatiker ist, der es immerhin geschafft hat, seinen hochdefizitären französischen Konzern innerhalb kurzer Zeit erfolgreich zu sanieren. Dazu gehörte aber auch die Streichung von 30 000 Stellen, unter anderem im arbeitskampferprobten Frankreich.

Dennoch reagieren die Opelaner im Augenblick vergleichsweise gelassen auf die neuen Entwicklungen. Die Devise in Kaiserslautern, Eisenach und Rüsselsheim scheint zu lauten: Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Der Wunsch des neuen Konzernchefs Tavares, aus Opel und PSA einen europäischen Champion zu formen, scheint für viele Arbeitnehmer ein vernünftiger Plan zu sein. Geht er auf, dann profitieren sie endlich wieder von Arbeitsplätzen mit Zukunftsperspektiven. t.zeller@volksfreund.de

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