Ende einer Kampfzahl

Mit dieser Zahl ist Politik und Stimmung gemacht worden - über eine Million Flüchtlinge seien im letzten Jahr nach Deutschland gekommen, hieß es über Monate. Jetzt liegt die tatsächliche Zahl vor: 890 000 waren es, von denen 50 000 das Land wieder verlassen haben.

Das sind nach wie vor sehr viele, und jedes Jahr könnte auch das reiche Deutschland eine so starke Zuwanderung nicht verkraften. Das will jedoch niemand, auch keiner in den sogenannten etablierten Parteien. Aber die im Raum stehende Million an sich war es, die viele Ängste verstärkt hat und die zu einer Art Kampfzahl in der politischen Debatte wurde. Aus dieser Nummer ist die Luft nun etwas raus. Vieles hat sich seit dem letzten Jahr getan. Das muss man einfach anerkennen. Politik und Verwaltung haben gehandelt, neue Gesetze erlassen, neue Technik und zusätzliches Personal installiert. Das Chaos bei der Registrierung von Flüchtlingen ist inzwischen beseitigt, Mehrfachregistrierungen sind kaum noch möglich. Heute wissen die Behörden im Laufe der Verfahren dann auch, wer da ins Land gekommen ist. Selbst dann, wenn jemand mit gefälschten Papieren einreist. Zustände wie 2015 werden sich also nicht mehr wiederholen, so lautet das Versprechen der Politik. Und im Moment spricht alles dafür, dass die Regierung es halten kann. Nicht zuletzt, weil der Zustrom von Flüchtlingen durch das Schließen der Balkanroute und durch den EU-Türkei-Deal deutlich geringer geworden ist. Deswegen steht nun eine neue Bewährungsprobe an - gegen alle Widerstände ist das die Integration derer, die im Land bleiben können und dies auch wollen. Sie ist eine ähnliche Herkulesaufgabe wie die Bewältigung des Chaos an den Grenzen im vergangenen Jahr. nachrichten.red@volksfreund.de

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