Erfolgreicher Fallrückzieher

Seit bekannt wurde, dass Uli Hoeneß Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat, ist der (inzwischen ehemalige) Präsident und Aufsichtsratschef des FC Bayern ein Getriebener. Vor dem Prozess gegen ihn sickerten zuletzt fast täglich neue Informationen über das Ausmaß seiner Missetaten an die Öffentlichkeit, wurde wild darüber spekuliert, ob Hoeneß auf richterliche Milde rechnen kann oder am Ende womöglich sogar in einer Gefängniszelle landet.

Zumindest diese Frage ist geklärt: Uli Hoeneß wird die gegen ihn wegen Steuerhinterziehung verhängte dreieinhalbjährige Haftstrafe akzeptieren. Darüber hinaus hat das Bayern-Idol sämtliche Ämter bei seinem FC niedergelegt. Ein echter Paukenschlag. Entscheidungen, mit denen wohl nur die wenigsten seiner Anhänger und Gegner gerechnet haben.
Aber sie sind richtig und konsequent. Eigentlich hätte Hoeneß den Vorsitz des Bayern-Kontrollgremiums niederlegen oder zumindest ruhen lassen müssen, nachdem die Staatsanwaltschaft ihn im Sommer vergangenen Jahres angeklagt hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hoeneß schon eingeräumt, dass er Steuern in Millionenhöhe hinterzogen und damit eine Straftat begangen hat.
Mit seinem Nicht-Rücktritt hat er die übrigen Aufsichtsratsmitglieder in Erklärungsnöte gebracht und dem bis dato vorbildlich geführten Bundesligaverein Bayern München einige Dellen zugefügt.
Womöglich hat Uli Hoeneß da ein letztes Mal gezockt, vergeblich darauf gehofft, dass das Münchner Gericht ihn schon nicht ins Gefängnis stecken würde. Dem Image des einst so hoch angesehenen Bayern-Bosses schadete diese Laviererei.
Gut, dass Hoeneß nun selbst einen Schlussstrich gezogen hat. Er geht nicht in (die ohnehin wenig chancenreiche) Revision, akzeptiert das Urteil und gibt seine Bayernposten ab. Damit hat der 62-Jährige genau das Format bewiesen, an dem es ihm zuletzt fehlte; gerade noch rechtzeitig übrigens, bevor sich die öffentliche Meinung noch weiter von ihm abgewandt hätte. Mit seiner Entscheidung ist Uli Hoeneß vom Getriebenen wieder zum Akteur geworden. Er wird irgendwann in ein paar Monaten seine Haftstrafe antreten müssen, nach kurzer Zeit in den offenen Vollzug und später zur Bewährung entlassen werden. Hoeneß hat für seinen Fehltritt dann gebüßt, und niemand wird ihm das noch nachtragen.
Der sportlich und finanziell überaus erfolgreiche FC Bayern München ist so aufgestellt, dass er sich mit neuem Personal an der Spitze um seine Zukunft keine Gedanken machen muss. Dafür hat auch der zukünftige Ehrenpräsident Uli Hoeneß schon gesorgt.
r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort