Flüchtlinge lohnen sich - Aber man darf bloß nicht bei der Integration sparen

Die Flüchtlingskrise beschert Deutschland ein kleines Konjunkturpaket. Der Staat lässt Milliarden fließen und zwar direkt in die Kassen heimischer Taxifahrer, Möbelhäuser, Bäcker, Hoteliers, Busunternehmer, Apotheker, Köche, Sozialarbeiter, Zeltvermieter, Krankenschwestern, Beamter und so weiter und so fort.


Natürlich darf der Gedanke an den Profit nicht zum Beweggrund werden. Und natürlich ist es verwerflich, wenn die Not anderer genutzt wird, um völlig überzogene Preise zu verlangen - so, wie dies bei Wohncontainern geschieht oder in manchen Städten bei Wohnungen und Hotelzimmern.

Es geht schließlich um Menschen, die Schreckliches erlebt und nicht selten alles verloren haben. Im Vordergrund muss das Ziel stehen, diesen Menschen zu helfen, ihnen ein würdiges Leben in Deutschland zu ermöglichen und ihnen die reale Chance zu geben, ein Teil unserer Gesellschaft zu werden. Aber umso besser für alle, wenn das Richtige den angenehmen Nebeneffekt hat, dass sich damit Geld verdienen lässt, dass Arbeitsplätze entstehen und die Konjunktur brummt. Auch weckt der Zuzug die Hoffnung, dass in 30 Jahren noch jemand da ist, um die Renten zu bezahlen, in den Dörfern zu leben und frei werdende Arbeitsstellen zu besetzen.

Auf Dauer wird aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht allerdings entscheidend sein, wie gut es gelingt, die Menschen in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Und da läuft im Moment vieles grundlegend falsch.
Aktuell müssen Flüchtlinge in Trier bis Juni 2016 warten, ehe sie überhaupt einen Asylantrag stellen (!) können. Bis der dann bearbeitet ist, vergehen viele weitere Monate. Das muss schneller gehen! In all dieser Zeit ist es reine Glückssache, ob die Asylbewerber Zugang zu einem Sprachkurs bekommen und ob ihnen jemand erklärt, wie Deutschland funktioniert. Ohne das intensive Engagement zahlloser ehrenamtlicher Helfer sähe es düster aus. Zwar hat auch die Politik all das längst erkannt. Doch dauert es viel zu lange, bis sich etwas ändert. Auch sind die Hürden für Asylbewerber, die arbeiten wollen, derzeit viel zu hoch.

Jeden Cent, den Staat, Länder und Kommunen jetzt bei Sprachkursen, Integrationsseminaren oder der beruflichen Qualifizierung von Flüchtlingen sparen, muss die Gesellschaft später drauflegen, wenn die Leute in Hartz IV rutschen, statt zu arbeiten. Viele der Zuwanderer sind jung und motiviert. Aus wirtschaftlicher, aber auch aus menschlicher Sicht, ist es wichtig, ihnen schnellstmöglich Perspektiven zu bieten.
k.hammermann@volksfreund.de

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