Ganz schön gaga

Es gehört zum politischen Geschäft, dass vor Parteitagen und Zusammenkünften Rabatz gemacht oder sogar Streit inszeniert wird, um das öffentliche Interesse zu wecken. Auch sollen die Mitglieder das Gefühl der Mitsprache haben.

Deswegen ringt derzeit beispielsweise die CDU um den Abbau der kalten Progression und ein Burka-Verbot.
Meister darin, Themen wortgewaltig hochzuziehen, war bisher die CSU. Erinnert sei nur an die letzte Klausurtagung in Kreuth Anfang des Jahres, als mit dem Slogan "Wer betrügt, der fliegt" gegen angebliche Armutsmigration gewettert wurde. Diesmal haben die Christsozialen aus ihrer Wundertüte der bizarren Forderungen etwas hervorgeholt, was nicht mehr nur populistisch ist, sondern schlichtweg gaga. Migranten sollen dazu angehalten werden, daheim deutsch zu sprechen. Wehe, wenn nicht!
Wer das so fordert, der konterkariert einen richtigen Ansatz: Deutsch sprechen zu können ist der Kern jeglicher Integration. Das ist aber schon seit Jahren unstrittig, sicherlich sogar bei den meisten Migranten selbst. Verständlich also, dass die Seehofer-Partei jetzt mit Spott und Hohn überschüttet wird. Spinnt man den Quatsch weiter, fallen einem nur noch mehr Witzchen dazu ein. Und versucht man dann doch einen ernsthaften Blick auf die Forderung, auch wenn es schwerfällt, stellt sich die Frage, wie die Idee denn konkret umgesetzt werden soll. Bedarf es dann nicht auch der staatlichen Schnüffelei, um zu wissen, dass daheim auch deutsch gesprochen wird?
Heißt es dann: Liebe Nachbarn, aufgepasst und zugehört? Bloß nicht! Und was passiert mit denen Migranten, die eben nicht Deutsch zu Hause sprechen? Ausweisung, Abschiebung?
Ein großer Unsinn ist die CSU-Forderung. Mit solchen Ideen zeigt die Partei nur, wie es derzeit offenbar um sie bestellt ist - wahrlich nicht gut.
nachrichten.red@volksfreund.de

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