Hoffnungsträger Bush

Was haben George W. Bush und der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder gemeinsam? Nicht viel, nimmt man die Zerwürfnisse der beiden Politiker über den Irak-Krieg als wichtigsten Maßstab.

Doch nun zeichnet sich eine interessante Parallele ab - auf dem Gebiet staatlicher Intervention in der Wirtschaftspolitik. Man schrieb in Deutschland das Jahr 1999, als das PR-Genie Schröder den maroden Baukonzern Holzmann "rettete", um sich dann auf den Straßen mit "Gerhard, Gerhard"-Rufen feiern zu lassen. Dass Holzmann damals schon mit beiden Beinen im selbstgeschaufelten Grab stand, schien niemanden besonders zu stören. Zweieinhalb Jahre später kam der unvermeidbare Bankrott. Nun dürfte, nach dem Scheitern des Hilfspakets im US-Kongress, vermutlich Präsident Bush einschreiten, um mit einem spektakulären Entschluss die drei großen amerikanischen Autobauer zu "retten". Gestern verdichteten sich Hinweise darauf, dass entgegen der bisherigen Strategie das Weiße Haus doch erwägt, Milliardenbeträge aus dem Banken-Rettungspaket zur Verfügung zu stellen. Das bietet Bush die verlockende Chance, seinen ramponierten Ruf kurz vor dem Ausscheiden aufzubessern. Wer will schon gerne in den Geschichtsbüchern nachlesen, über den Verlust von Millionen Arbeitsplätzen im Automobilsektor präsidiert zu haben? Mit einem Kurzzeit-Darlehen würde sich Bush dieser Problematik entledigen und sie seinem Nachfolger in den Schoß legen. Und Obama hat bereits deutlich zu erkennen gegeben, dass er den mittellosen "Großen Drei" zumindest zeitweise unter die Arme greifen will - was auch für Opel eine gute Nachricht wäre. Denn vor allem General Motors und Chrysler befinden sich in akuter Gefahr. Doch sowohl Bush wie auch Obama würden sich mit einer Rettungsaktion auf dünnes Eis begeben. Die "Großen Drei" stehen deshalb am Abgrund, weil jahrzehntelang mit einer verfehlten Modellpolitik an den Marktbedürfnissen vorbei produziert wurde - zu überhöhten Kosten und mit einer aufgeblähten Belegschaft. Eine Insolvenz ist zwar stets schmerzhaft, aber nicht so folgenreich, wie es von den Unternehmen gerne dargestellt wird. Doch Politiker pflegen in erster Linie Politiker zu sein - und nicht Ökonomen. Deshalb dürfen wir erwarten, dass wieder Aktionismus über Sachverstand siegt und Kapitalvernichter auf Steuerzahlerkosten reanimiert werden - bis zur nächsten Krise. Zumal auch Weihnachten vor der Tür steht.



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