Kein Grund zur Euphorie

Wie im Fußball: Ein gewonnenes Spiel, schon folgt der Griff nach der Meisterschale. So auch in der Politik, die jetzt beim Arbeitsmarkt vom Ziel der Vollbeschäftigung spricht.

Erst der Vizekanzler (-kandidat?) Steinmeier, dann Wirtschaftsminister Glos und nun Arbeitsminister Scholz. Das ist bei aktuell 3,5 Millionen Arbeitslosen selbst dann als voreilig anzusehen, wenn es im Herbst nur noch drei Millionen sein sollten.

Die Entwicklung ist eher vielschichtig und verdeckt strukturelle Probleme. Die jetzige Erholung spiegelt zwar Positivfaktoren wie den milden Winter und den erstaunlich robusten Aufschwung wider; auch dürfen die Statistiker darauf setzen, dass die demografische Entwicklung, also der Mangel an jungen Menschen, den Arbeitsmarkt dauerhaft entlastet. Das könnte bald sogar bis hin zum Personalmangel in etlichen Berufen gehen. Auf der anderen Seite aber liegt die Langzeitarbeitslosigkeit vor allem der gering Qualifizierten wie Blei. Und: In den aktuellen Zahlen sind die Effekte der Finanzmarktkrise und der sich abzeichnenden Konjunktureintrübung noch nicht berücksichtigt.

Die Großunternehmen planen schon jetzt Entlassungen, der Mittelstand wird folgen, wenn der Export einbrechen sollte und der Konsum weiterhin nicht anspringt, und der öffentliche Dienst wird nach dem Tarifabschluss vom Montag sicher eher kleiner als größer werden. Wer Vollbeschäftigung tatsächlich will, muss also noch viel tun in Deutschland. Vor allem an drei Fronten: Bildung, Bildung und Bildung.

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