Kommentar: Fortsetzung der fatalen Pannenserie - Viele Schuldige für Bahnchaos in der Eifel

Der sogenannte Pendolino steht bislang als Synonym für Bahnchaos auf der Eifelstrecke. Zwischen 1997 und 2000 sorgten sich nicht neigende, überfüllte Neige-Züge mit ständig verstopften Toiletten und täglichen Verspätungen für Ärger bei Bahnfahrern zwischen Saarbrücken, Trier und Köln.

Nach dem "Pannelino"-Desaster beteuerten damals die Verantwortlichen, allen voran der für die Vergabe des Bahnnahverkehrs in der Region zuständige Zweckverband SPNV Nord und die Bahn, so etwas werde es nicht mehr geben.
Doch was sich derzeit täglich auf der Bahnstrecke von Trier über Gerolstein nach Köln abspielt, erinnert fatal an die Pannenserie Ende der 1990er Jahre. Türen, die sich zu langsam öffnen; Schläuche, die platzen, weil die Heizung läuft; Züge, die wegen defekter Getriebe nicht fahren können. Neue Züge wohlgemerkt. Züge, die erst seit ein paar Monaten auf der Schiene sind. Züge, deren Technik offenbar nicht ausgereift ist. Für die die Bahn über 300 Millionen Euro bezahlt hat. Hersteller Alstom hat anscheinend bei der Qualitätssicherung geschlampt. Schon bevor der erste der Lint-Züge auf die Schiene kam, hat das Eisenbahnbundesamt bei der Zulassung Nachbesserungen gefordert. Die Bahn hat die millionenschwere Ausschreibung für das sogenannte Kölner Dieselnetz gewonnen mit der Zusage, hochmoderne Züge mit mehr Komfort einzusetzen. Dass diese Züge womöglich gar nicht für die speziellen Anforderungen mit zusätzlichen Haltepunkten auf der Eifelstrecke geeignet sind, haben weder Bahn noch die Zweckverbände SPNV auf rheinland-pfälzischer und Nahverkehr Rheinland auf nordrhein-westfälischer Seite rechtzeitig erkannt. Bei der Ausschreibung wurden wohl auch Fehler gemacht, indem nicht explizit die Ein- und Aussteigezeiten festgelegt wurden. Fatal auch, wie sich jetzt herausstellt, dass die Zweckverbände keine Vorgaben machen dürfen für die einzusetzenden Fahrzeuge.
Auch zwischen Luxemburg, Trier und Koblenz und Richtung Mannheim laufen neue Züge namens Kiss und Flirt, gebaut von Stadler, nicht pannenfrei. Auch hier wurden Fehler nicht rechtzeitig erkannt. Doch im Vergleich zu den Lint-Zügen scheinen das eher Kinderkrankheiten zu sein.
b.wientjes@volksfreund.de

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